Sonntag, 13. November 2011

Potenzial für eine kritische Fachöffentlichkeit

Die Diskussion „Stadtraum – Kontrolle – Soziale Arbeit“ am 7.11.11 im Depot in Wien, veranstaltet von KRISO, Kritische Soziale Arbeit war ein starkes Lebenszeichen für eine kritische Fach-Öffentlichkeit. Eingeleitet durch Inputs von Ellen Bareis von der FH Ludwigshafen am Rhein und Marc Diebäcker, von kriSo, sowie vom FH Campus Wien kam es zu einer lebhaften Diskussion über die Aufgabe der Sozialen Arbeit im öffentlichen Raum. Deutlich wurde dabei, dass es ständige Reflexion braucht, um Kontrollfunktionen nicht unkritisch zu übernehmen. Einerseits wurde anerkannt, dass Soziale Arbeit Kontrollfunktionen im Rahmen eines Sozialstaats zwar übernimmt, aber sich auch immer die Frage stellt, zu welchen Schutz bzw. zu welchen Nachteil das Handeln im Rahmen der Sozialen Arbeit führt. Die Diskussionsteilnehmer_innen waren sich weitgehend einig, dass Soziale Arbeit nicht die Aufgabe hat, Regeln durchzusetzen, sondern die Menschen unterstützen muss, die besonderen Anspruch auf den öffentlichen Raum haben und besonderen Schutz benötigen. Viele Projekte im öffentlichen Raum sind allerdings aus abweichender Motivation entstanden. Die Öffentlichkeitsarbeit beispielsweise zu „fairplay“ oder „wohnpartner“ weicht daher teilweise stark von der Praxis der Projekte ab. Während bei diesen Projekten parteiliches, unterstützendes und vermittelndes Handeln praktiziert wird, wird in der Öffentlichkeit die kontrollierende Funktion vermittelt. Ähnlich dürfte die Situation auch bei „sam“ liegen. Aufgabe einer Fachöffentlichkeit müsse es daher sein, die Praxis der Sozialen Arbeit im öffentlichen Raum differenziert darzustellen. Das zeige sich auch rund um die neuen Prostitutionsgesetzen, zu denen es kaum breite differenzierte öffentliche Diskussionen gab. Die Veranstaltung im Depot hat allerdings eindrücklich gezeigt, dass Potenzial für eine kritische und differenzierte Fachöffentlichkeit in Wien besteht, was auch der Gast aus Ludwigshafen, Ellen Bareis beeindruckt hat – immerhin waren alle Sitzplätze besetzt und das Depot war voll.

http://www.kriso.at/index.php?id=49

GWA-Tagung in Strobl

Unter dem Titel „in welcher Gesellschaft wollen wir leben“ fand am 2.-4.11.11 die alljährliche Tagung zu Gemeinwesenarbeit im Bundesinstitut für Erwachsenenbildung in Strobl statt. Mehr als 50 Teilnehmer_innen setzten sich darüber auseinander, woraufhin Gemeinwesenarbeit wirksam sein soll. Dabei wurde reflektiert, welche Gesellschaftsvorstellungen handlungsanleitend sein könnten. Deutlich wurde eine grundsätzlich kritische Haltung zum Kapitalismus vieler Teilnehmer_innen und eine Forderung der Stärkung der Demokratie. So gehe es tatsächlich um Veränderungsprozesse in einer ungerechten Gesellschaft. GWA müsse daher auch eng mit sozialen Bewegungen verknüpft sein. Vielfach wurde vertreten, dass GWA ein Handeln sei, das kollektive Reflexions- und Emanzipationsprozesse befördert. Dabei kann GWA nur ein kritischer und diskursiven Prozess zur Folge haben, weil es einerseits um Selbstbestimmung, anderseits um Gemeinwohl geht. GWA unterstützt somit Aushandlungsprozesse, fördert den Konflikt und Diskurs. Während über diese Grundbegriffe weitgehend Einigung herrschte (Gemeinwohl, kollektive Reflexion, Emanzipation, Demokratie), stellte sich heraus, dass die konkrete Umsetzung weiteren Diskurs benötigt. Anregungen gab aus der Perspektive der feministischen Ökonomie ebenso, wie aus der Perspektive einer partizipativen Demokratie, einem ökologischen Leben und aus der Perspektive emanzipativer Lernprozesse.
Details zu den Inputs und zum Programm, sowie demnächst auch Dokumentation:
http://www.gemeinwesenarbeit.at/tagung-2011/

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