Sozialraum

Montag, 23. März 2015

Vorstellung Masterstudiengang „Sozialraumorientierte und Klinische Soziale Arbeit“

Seit September 2014 bin ich Koordinator für den sozialräumlichen Vertiefungszweig des Masterstudiengangs „Sozialraumorientierte und Klinische Soziale Arbeit“ – hier eine kurze Vorstellung des Vertiefungszweiges:

Die sozialwissenschaftliche Hinwendung zum sozialen Raum ist auch für das Selbstverständnis der Sozialen Arbeit nicht ohne Folgen. Neben klassischen Feldern der sozialräumlichen Sozialen Arbeit wie offene Kinder- und Jugendarbeit, Stadtteil- und Gemeinwesenarbeit, sowie aufsuchende soziale Arbeit im öffentlichen Raum hat die raumtheoretische Auseinandersetzung Konsequenzen für die gesamte Soziale Arbeit. „Soziale Probleme“ werden in ihrem Wechselspiel zwischen individuellen Handlungsmöglichkeiten, gesellschaftlichen Verhältnissen, räumlichen Bedingungen, sowie Aneignungen analysiert und verstehbar, was Auswirkungen auf die Praxis der Sozialen Arbeit zur Folge hat (sozialräumliche Konzepte, Planung und Gestaltung sozialer Räume, sozialräumliche Methoden, etc.).

Das Studium vermittelt raumtheoretische und sozialpolitische Grundlagen, Kompetenzen der sozialräumlichen Forschung (Sozialraumanalysen und Sozialplanung) und Sozialarbeitswissenschaft, sowie Kompetenzen des professionellen Handelns im sozialen Raum (aktivierende Gespräche, Moderation von Bürger_innen-Versammlungen, Streetwork etc.).
Das Studium verschafft außerdem einen kritischen Überblick über sozialraumorientierte Konzepte in der Sozialen Arbeit im deutschsprachigen Raum.

Sozialräumliche Soziale Arbeit befindet sich in einem interdisziplinären Raum. Das Studium spricht daher nicht nur Sozialarbeiter_innen an, sondern auch Kolleg_innen mit planerischen und anderen sozialwissenschaftlichen Hintergrund an.

Der Studiengang bietet eine Organisationsstruktur speziell für berufstätige Studierende.

Nähere Informationen und Bewerbungen möglich unter:
https://www.fh-campuswien.ac.at/studium/studien-und-weiterbildungsangebot/detail/sozialraumorientierte-und-klinische-soziale-arbeit.html

Donnerstag, 25. November 2010

4. Ausgabe von www.sozialraum.de

Seit einiger Zeit ist die 4. Ausgabe des Online-Journal
www.sozialraum.de
online.
aus dem Bewerbungstext:

In der Ausgabe 2/2010 werden mit internationalen Perspektiven zur Sozialraumdebatte und Analysen zur Bedeutung virtueller Räume im sozialräumlichen Kontext zwei Themenschwerpunkte verfolgt.
Ergänzt werden die Schwerpunktthemen durch Grundlagentexte von Lothar Böhnisch und Richard Krisch zum Thema „Raum und politische Bildung“, die Darstellung der Methode „Netzkarten“, einer Sozialraumanalyse aus dem Wiener Projekt „Jugendzone Ottakring“ sowie den partizipationsorientierten Praxisbeispielen „Hoch vom Sofa“ und „Hofpalaver“.
sozialraum.de erscheint halbjährlich als offen zugängiges Online-Journal zur Sozialraumdebatte in der Sozialen Arbeit und den Sozialwissenschaften. Mit der Ausgabe 2/2010 ist die bislang vierte Edition erschienen. Die Zeitschrift wird von Ulrich Deinet, Christian Spatscheck, Richard Krisch und Christian Reutlinger herausgegeben. Die Beiträge aus früheren Ausgaben sind über ein Archiv weiterhin zugängig.

Freitag, 23. April 2010

Replik zu Interview mit Reinhard Seiß im Falter 15/10

Im aktuellen Falter (16/10) ist es ja schon korrigiert: Besserverdienende müssen nicht aus dem Gemeindebau ausziehen – eine vernünftige Regelung, um die soziale Durchmischung zu fördern. Diese Maßnahme dürfte aber kleinräumig betrachtet sehr unterschiedlich wirken. Überhaupt ist der Gemeindebau nur verstehbar, wenn er kleinräumiger betrachtet wird. Zu berücksichtigen ist nicht nur das Baujahr der einzelnen Anlagen, die unterschiedliche räumliche Qualitäten zur Folge haben, sondern auch die Lage in der Stadt und „sozialräumliche“ Entwicklungen. So sind Gemeindebauten am Stadtrand z.B. in Döbling für manche sozial besser gestellten Bevölkerungsgruppen noch attraktiv, während andere in Bezirken mit ärmerer Bevölkerung auch wieder nur für Menschen interessant sein könnten, die sich nichts anderes leisten können, die wenig Wahlmöglichkeiten haben. Wohnhausanlagen mit großen Wohnungen wiederum ziehen eher kinderreiche Familien an, was zu Generationenkonflikten führen kann, in anderen ist durch das Alter der Wohnhausanlage und eher kleinen Wohnung eine hohe Heterogenität zu bemerken (ältere Menschen, ärmere Menschen in kleinen billigen Wohnungen, junge kleine Familien, ...). Gemeindebau zeigt sich in Wien also sehr unterschiedliche, und v.a. nicht nur als Ort von sozialen Problemen, wie das im öffentlichen Diskurs manchmal dargestellt wird und damit gleich alle 500.000 BewohnerInnen mitstigmatisiert. Ein Mix an unterschiedlichen, aber auch kleinräumig abgestimmter Maßnahmen (von baulichen Verbesserungen, kommunikativer Angebote wie die von „wohnpartner“, u.a. die Förderung der Partizipation, Anreize für die soziale Durchmischung, aber auch kundennahe und -orientierte Verwaltung) scheint da Sinn zu machen, die Qualität des sozialen Wohnbaus in Wien weiter zu entwickeln, aber auch mit neuen Problemen umzugehen.

Sonntag, 5. April 2009

Gemeinwesenarbeit – Sozialraumarbeit – macht´s einen Unterschied?

Vortrag Handbuchpräsentation PARK(T)RAUM, am 23.3.09
Christoph Stoik

Diskussion zur Sozialraumorientierung.

verschiedene Ursachen dafür, dass der Raum und der soziale Raum ins Zentrum der Debatte kommt – 2 davon:

1.räumliche Bedingungen und Verhältnisse verändern sich (Globalisierung, Veränderung der Nationalstaaten, Bedeutung der Regionen und Stadtteile

2.bisher wenig Beachtung räumlicher Verhältnisse in den Sozialwissenschaften ....


uneinheitliches Verständnis:

als Steuerungsmodell, Verantwortung von übergeordneter Ebene auf „benachteiligte Stadtteile“ oder „soziale Räume“ zu verlagern (Sozialraumorientierung in der Jugendwohlfahrt!)

Aneignung von „gesellschaftlichen Raum“ durch Jugendliche

komplexes theoretisches Konzept, das in diesem Vortrag Verwendung findet. Ein Modell, dass den territorialen Raum und dessen Erscheinung nicht entkoppelt sieht von gesellschaftlichen Verhältnissen – französische Raumsoziologie (u.a. Levebfre und Bourdieu).
„Sozialraumarbeit“

Sozialraumorientierung in der Sozialen Arbeit, aber auch in der sozialen Stadtentwicklung wird somit zu einem weitgehend unumstrittenen Konzept – wozu brauchen wir dann noch GWA, als traditionelles Konzept aus der Sozialen Arbeit, das schon immer den Raum in Betracht gezogen hat???
das ist die Frage, die ich wahrscheinlich nicht endgültig klären werde, in diesem Vortrag, aber sie soll uns jetzt begleiten, wenn wir uns beispielhaft dem Projekt „Park(t)raum“ zuwenden. Ich werde versuchen, das Projekt zuerst aus der Perspektive der GWA betrachten und dann aus der Perspektive der Sozialraumarbeit.


zuerst aus der GWA-Perspektive:

1.Ziel ist die Lebenssituation lokaler AkteurInnen in einem Gemeinwesen (in einem Stadtteil) gemeinsam mit den betroffenen zu verbessern. Oder anderes gesagt: es geht darum, die Interessen, Bedürfnisse der lokalen AkteurInnen zu erheben, zu organisieren und im politischen Raum wirksam zu machen. GWA hat somit einen intermediären Charakter, zwischen den Lebenswelten zu vermitteln und den politischen bzw. ökonomischen System – auch ausgleichend.

bei Park(t)raum: Nutzungs-Gegensätze und Kommunikationsschwierigkeiten, die auch Ausdruck von einer sich wandelnden Gesellschaft ist (Ausdifferenzierung von Lebensstilen, Milieus und Interessen), wurden mit diesem Projekt Gegenstand von öffentlichen und politischen Handeln – also öffentlich sichtbar (auch mit diesem Handbuch). Ausgangspunkt des Handelns sind auch die Interessen der NutzerInnen des Parks.

2.Leitstandard „Zielgruppenübergreifend“:
GWA konzentriert sich nicht auf eine Zielgruppe, sondern Interessen, Bedürfnisse und Probleme werden zielgruppenübergreifend in den Blick genommen.

Park(t)raum: Kinder, Jugendliche, Erwachsene, ältere Menschen, unterschiedliche Kulturen

3.Leitstandard „Ressortübergreifend“:
wenn es um die Vermittlung und den Ausgleich unterschiedlicher Interessen in einem Stadtteil geht – also lebensweltliche Interessen, sind meist eine Vielzahl von Ressorts gefragt, mitzuwirken.

Park(t)raum:besonders bemerkenswert, konkrete praktische ressortübergreifende Zusammenarbeit, die nicht selbstverständlich ist. Immerhin wirken in jeden Ressorts eigenwillige Logiken und Kulturen, was ja auch gut ist, weil so Aufgaben multiperspektivisch betrachtet werden können. Dafür ist aber die Zusammenarbeit immer wieder neue zu erfinden und zu organisieren – ich verstehe dieses Projekt als konkreten Erfolg einer ressortübergreifende Zusammenarbeit, so wie diese ressortübergreifende Projekte eindeutig im Zunehmen inbegriffen sind (z.B. Salto, ...).

Ressorts (Zuständigkeit): Wohnen (GB), Stadtentwicklung und Planung (Parks), Jugend (Zeitraum), Soziales (Wr. Sozialdienste), Integration, Geschlechter-Fragen, ...

4.Leitstandards: Ressourcen-Orientierung:
Betrachtet werden nicht nur die Probleme, sondern, auch welche Ressourcen und Stärken hilfreich sein können Herausforderungen zu bewältigen.

Park(t)raum: Kommunikations-Ressourcen der Zielgruppen, räumliche Ressourcen, interdisziplinäre und institutionelle R.

aber v.a. auch die Ressourcen der ehrenamtliche Älteren – damit ist aber gleich auch ein weiterer Leitstandard angesprochen:

5.Leitstandard „Selbsthilfe und Selbstorganisation“:
Erweiterung von Handlungsmöglichkeiten der älteren – aber auch der jüngeren.

Kommunikationskompetenzen - „soziale Netze“, die das horizontale Aushandeln von unterschiedlichen Gruppen befördern und erleichtern.

6.ist gleich: Vernetzung, Kooperation, sowie Verbesserung der immateriellen Verhältnisse



jetzt aus der Perspektive der „Sozialraumarbeit“

die französische Raumsoziologie betrachtet, wie soziale Ungleichheit entsteht und wie sie sich ausdrückt. Pierre Bourdieu hat dafür vier verschiedene Kapitalsorten definiert, neben dem ökonomischen Kapital, das kulturelle, soziale und symbolische. Der Soziale Raum ist für ihn einmal ein abstrakter Raum, der „gesellschaftlichen Ungleichheit“. B. erkennt aber auch, dass Ungleichheit sich auch im territorialen Raum abbildet, sichtbar wird, was wieder zurück wirkt auf den sozialen Raum – auf die Manifestierung von sozialer Ungleichheit. In der Sozialraumarbeit (Kessl/Reutlinger) wird diese Erkenntnis aufgegriffen, was zu mehreren Konsequenzen führt:

1.der territoriale Raum ist relevant, wenn es darum geht soziale Ungleichheit zu bearbeiten – aber diese kann nicht alleine dort bearbeitet werden. allerdings ist wird im territorialen Raum soziale Ungleichheit sichtbar und ist damit oft Ausgangspunkt für „sozialräumliche“, sozialstaatliche Arbeit.

bei Park(t)raum ist das der Park, der geringe Freiraum für eher unterprevilegierter lokaler AkteurInnen, die im öffentlichen Raum in Konkurrenz zueinander stehen.

2.Konflikte, bzw. soziale Probleme als Ausdruck von sozialer Ungleichheit, sind bearbeitbar, bzw. auch Ausgangspunkt, sich mit Ungleichheit auseinander zu setzen. Dabei wird nicht nur der territoriale Raum in den Blick genommen, sondern eben auch soziale Verhältnisse.

bei Park(t)raum bedeutet das, dass Nutztungskonflikte im Park nicht nur als Ausdruck von engen Raum für eher benachteiligte Bevölkerungsgruppen verstanden wird, sondern diese Akteursgruppen auch genauer in den Blick genommen werden: über welche Ressourcen verfügen sie, welche Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten sind ihnen verschlossen. Aus der Perspektive der Sozialraumarbeit wird schließlich nicht nur der Park in den Blick genommen, sondern

a) spezielle Nutzungsinteressen aufgrund von spezifischen milieubedingten Interessen (Interessen von Mädchen, Interessen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die am Arbeitsplatz kaum Chancen haben, Interesse älterer autochthoner Bevölkerungsgruppen nach sinnstiftender Beschäftigung, sozialer Kontakte, etc. ....).
Das kann Konsequenzen haben für die Parkgestaltung, aber auch für die konkrete Kommunikationsarbeit vor Ort – welche Kompetenzen befördert werden könnten, welche Kompetenzen ohnehin vorhanden sind.

b) gleichzeitig wird aber auch sichtbar, wo hinter Nutzungskonflikten um territoriale Räume ganz andere Ursachen auch stecken, wie beispielsweise eine mögliche Perspektivenlosigkeit, unter der ein ganzes Milieu leiden könnte. Die Konsequenz ist dann einerseits erkennen zu können, dass manche Konflikte nicht auf der territorialen Ebene bearbeitbar sind, und dass bestimmte Kompetenzen besonders gefördert werden müssten, bzw. Barrieren für bestimmte Milieus abgebaut werden müssen. Aus dieser Perspektive werden „SozialraumarbeiterInnen“ ExpertInnen für die Bearbeitung von sozialer Ungleichheit, wobei sowohl im territorialen Raum, bei individuellen und milieuspezifischen Handlungsmöglichkeiten und bei strukturellen Rahmenbedingungen angesetzt werden.

Ich bitte an dieser Stelle um Verständnis, wenn ich abstrakt bleibe und diese Reflexion nicht am konkreten Projekt Park(t)raum anwende.


[Zusammenfassung]

An dieser Stelle wird nämiche der Unterschied zwischen Sozialraumarbeit und GWA zusammenfassend sichtbar: Sozialraumarbeit stellt ein theoretisches Konzept dar, das ermöglicht, sozialräumliches gemeinwesenorientertes Handeln so reflektieren, zu erkennen, wie wirksam es sein kann, welche blinden Flecken bestehen, aber auch um dieses Handeln zu planen und zu entwickeln. Das detaillierte Betrachten der Milieus, deren Eigenheiten, der Kapitalausstattungen (Ressourcen) und deren besonderen Interessen und Bedürfnisse können gezielter erkannt und bearbeitet werden. Darüber hinaus wird sichtbar, dass „Sozialraumarbeit“ ein stringentes theoretisches Modell darstellt, den Raumbegriff klar definiert und somit aber auch das konkrete Handeln auf Stadtteilebene, aber auch auf der Ebene der Stadtplanung und -entwicklung systematisch planen lässt.


In Bezug auf die GWA, ist zu sehen, dass da ganz unterschiedliche theoretische Bezüge im Hintergrund stehen. Und anhand meiner heutigen Ausführungen, dass GWA als praxisnahes Konzept zu verstehen ist, verknüpft mit konkreten Methoden, aber auch mit einer bereits 100 Jährigen Tradition. Diese Tradition ist sowohl in Bezug auf die Praxis als auch auf die Theorie mit zivilgesellschaftlicher Bewegung verbunden, also damit, dass Menschen zu Wort kommen mit deren Bedürfnissen und Problemen, die tendenziell wenig Beachtung finden. Das GWA-Konzept erschließt also eher methodische Ansätze, wie eher benachteiligte öffentlich zu Wort kommen und wie es zum Ausgleich zwischen lebensweltlichen und ökonomischen bzw. Ordnungsinteressen kommen kann.


Beide Konzepte bzw. Zugänge haben zur Folge, dass die Betroffenen beteiligt werden.


Es stellt sich also weniger die Frage nach dem „entweder - oder“, entweder GWA oder Sozialraumarbeit, sondern vielmehr, wie das Handeln im Rahmen der GWA durch einen sozialräumliche reflexive Haltung systematischer geplant werden könnte bzw. eben reflektiert werden kann. GWA stellt für mich auch ein praxisnahes Bindeglied dar, zwischen gesamtstädtischen Planungen und Entwicklungen und den konkreten Handeln und Bedürfnissen in den einzelnen Stadtteilen und den von ihnen bewohnten vielfältigen Milieus.


Literatur:

Kessl, Fabian; Reutlinger, Christian: Sozialraum. Eine Einführung. Wiesbaden, 2007
Stoik, Christoph: Sozialraumorientierung als theoretische Grundlegung der Sozialen Arbeit. In: Sozialarbeit in Österreich. Nr.: 1/08, Wien, 2008

Montag, 22. Dezember 2008

Studie zu Typisierung sozialer Räume

Bei einem äußerst interessanten Workshop zu „sozialer Dynamik“ am 16.12.08 hat Christoph Reinprecht von der UNI Wien (Soziologie) vorläufige Ergebnisse einer von der MA 18 beauftragten Studie zur Entwicklung von Sozialräumen vorgestellt. Besonders bemerkenswert aus meiner Sicht:

1.Um Entwicklungen tatsächlich erkennen und bewerten zu können braucht es nicht nur quantitative Daten, sondern auch qualitative.

2.Das Interesse für dieses kleinräumige, sozialräumliche Betrachten der Stadt stößt auf breites Interesse. Der Workshop war von VertreterInnen aus unterschiedlichen Geschäftsgruppen besucht. Sozialräumliches Vorgehen hat zur Folge, dass die Stadtentwicklung interdisziplinär und aus unterschiedlichen Ebenen zu betrachten ist.

3.Die Typisierung sozialer Räume ermöglicht, dass viel gezielter geplant und Maßnahmen entwickelt werden kann. Es besteht aber auch die Notwendigkeit, dass die top-down-Logik der Gesamtstädtischen Planung wirksam koordiniert wird mit den Maßnahmen vor Ort. „Harte Maßnahmen“ wie die Planung oder Investitionen in die Stadtteile muss kombiniert werden mit weichen Maßnahmen der Kommunikation und Partizipation. Die Koordinierung der beiden Zugänge, die sich gegenseitig beeinflusse wird eine der großen Herausforderungen darstellen.

Auf die Endergebnisse kann man/frau gespannt sein!

Tagungsankündigung Sozialraumorientierung

"Gewusst und doch nicht im Blick?"
Herausforderungen für die Regionalentwicklung urbaner und ländlicher Räume am 19. und 20.03.2009 in der Evangelischen Akademie Meißen


Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir möchten Sie/ Euch auf eine Fachtagung des Studienbereiches Jugend der Evangelischen Akademie Meißen, der Landesarbeitsgemeinschaft Sachsen Quartiersmanagement und Gemeinwesenarbeit e.V., der Technischen Universität Dresden, dem Landesarbeitskreis Mobile Jugendarbeit Sachsen e.V. und dem Pro Jugend e.V., Freital aufmerksam machen.

Nähere Informationen finden sich im Anhang.


Mit liebe Grüße


Tobias Habermann
--


Quartiersladen Leipziger Westen

Quartiersmanagement Leipziger Westen

Lützner Straße 17
04177 Leipzig

Tel.: 0341--2419464
Fax: 0341--3375452
kontakt@leipzigerwesten.de
www.leipzigerwesten.de

Träger:
ZAROF. Gesellschaft für Organisations- und Regionalentwicklung mbH

Das Quartiersmanagement wird gefördert über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) im Rahmen von URBAN II Leipziger Westen.

Freitag, 5. Dezember 2008

Gemeinwesenarbeit und Sozialraumorientierung/Sozialraumarbeit I

Das Verhältnis zwischen GWA und Sozialraumorientierung/Sozialraumarbeit hat mich in der gesamten vergangenen Woche beschäftigt:

Sozialraumorientierung in der Jugendarbeit, Ulrich Deinet am IFP:

Bei einer Veranstaltung am IFP am 27.11.08 mit Ulrich Deinet, Richard Krisch und Manuela Brandstätter haben wir über das unterschiedliche Verständnis zu Sozialraumarbeit diskutiert.
Meine Position dazu hab ich ja bereits veröffentlicht, u.a. in:

Stoik, Christoph: Sozialraumorientierung als theoretische Grundlegung der Sozialen Arbeit. In: Sozialarbeit in Österreich. Nr.: 1/08, Wien, 2008:

a) Sozialraumorientierung als Governance- und Sparstrategie:
Verlagerung von sozialstaatlicher Verantwortung in den „sozialen Raum“ und
Verlagerung von Aushandlungsprozessen in den territorialen lokalen Raum als Governance-Strategie

b) Tradition der Gemeinwesenarbeit

c) Sozialraumorientierung in der Jugendarbeit, Deinet, Krisch et al (Aneignungsraum)

e) Sozialraumarbeit als theoretische reflexive Haltung (Kessl/Reutlinger)


kritische Auseinandersetzung zu Sozialraumorientierung in der Jugendwohlfahrt, Hinte am Masterstudiengang:

Bei einer Lehrveranstaltung am Masterstudiengang klinische und sozialraumorientierte Soziale Arbeit mit Wolfgang Hinte als Gastreferent (3.12.08) wurde über Hintes Konzept der Sozialraumorientierung äußerst kontrovers diskutiert.
Zentrale Diskussionspunkte:
Problematik des Missbrauchs eines Fachkonzeptes für den Sparkurs von Kommunen
Soziale Arbeit, die „neutral“ Arrangements für Aushandlungen schafft (Hinte), Soziale Arbeit, die soziale Verhältnisse beeinflusst und Soziale Arbeit, als normierendes Instrument des Sozialstaats

Wolfgang Hinte berät Kommunen bei der sozialräumlichen Umgestaltung der Jugendhilfe in Deutschland, Schweiz und Österreich. Betont wird dabei die Fachlichkeit, u.a.:
- Ansetzen am „Willen“ der KlientInnen (lebensweltorientierter Zugang)
- Ressourcenorientierung in Bezug auf KlientInnen und dem „sozialen Raum“

Kritisiert wird, dass der Hintergrund für diese Umgestaltung als Strategie des aktivierenden Sozialstaats verstanden werden muss: Die Verantwortung wird verlagert von der staatlichen Ebene auf den sozialen Raum. Die Träger werden mitverantwortlich gemacht für die Nutzung der Jugendwohlfahrtsgelder („Sozialraumbudgets“) – staatliche Instanzen können sich der Verantwortung leichter entziehen.
Außerdem werden die Ressourcen in den „Sozialen Räumen“, u.a. die BewohnerInnen für die Erledigung der Aufgaben der Jugendwohlfahrt genutzt.


Beibehaltung des Begriffs „Gemeinwesenarbeit“ - DGS-Sektion GWA

In der Sektion „Gemeinwesenarbeit“ der deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (29.-30.11.08 in Jena) wurde u.a. über das Verhältnis Gemeinwesenarbeit und „Sozialraumarbeit“ (Kessl/Reutlinger) diskutiert. „Sozialraumarbeit“ wurde von den einen als theoretisch fundierte und stringente Weiterentwicklung innerhalb der Theoriebildung der Sozialen Arbeit verstanden, von den anderen als „alter Wein in neuen Schläuchen“.
Einigkeit herrschte darüber, dass Wissensbestände verloren gehen würden, wenn das Fachkonzept „Gemeinwesenarbeit“ aufgegeben werden würde.
Ich persönlich sehe folgende Bestände, die dafür sprechen, weiter auch von Gemeinwesenarbeit zu sprechen:

1.vorhandenes Handlungswissen und Methoden im Rahmen der GWA
2.zivilgesellschaftliche Tradition und theoretische Bezüge (von Settlementbewegung über Community Organizing bis educacion popular)
3.internationale Verwendung von „community work“ bzw. „community development“, inkl. aktuelle Entwicklungen der Gemeinwesenökonmie

Auch aus disziplinstheoretischer Perspektive macht es Sinn, den Begriff „Gemeinwesenarbeit“ als traditionsreiches Handlungskonzept der Sozialen Arbeit zu erhalten und nicht wegen jeder neuen Mode Begriffe andauernd zu ändern.


Wiener Vernetzungsfrühstück für Gemeinwesenarbeit

Auch im Vernetzungsfrühstück am 4.12.08 wurde die Diskussion zu Sozialraumorientierung/Sozialraumarbeit – GWA eröffnet. Trotz unterschiedlichem Verständnis zum Begriff „Sozialraum“ fließt der Begriff zunehmend ein in verschiedene Handlungsfelder und Disziplinen/Professionen (Stadtentwicklung, Stadtplanung, Soziale Arbeit, ...). Eine Beschäftigung mit beiden Zugängen wurde daher im Vernetzungsfrühstück als wichtig erachtet - weitere Diskussionen sollen folgen.

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