Dienstag, 10. Oktober 2017

Professionellen offene Kinder- und Jugendarbeit braucht gute Rahmenbedingungen

Beitrag in: aufgePASST! Unabhängige Zeitung der offenen Kinder- und Jugendarbeit in wien, Ausgabe #6 / Herbst 2017

Die offene Kinder- und Jugendarbeit ist eine überaus wichtige Arbeit in und für unsere Gesellschaft. Jugendarbeiter*innen können von Kindern und Jugendlichen kontaktiert werden, wenn diese einmal mit jemanden anderen sprechen wollen als mit Verwandten, Freund*innen und Lehrer*innen. Dazu gibt es in der Lebensphase der Kindheit und Jugend genug Gründe, wie Konflikte mit den Eltern, in der Schule, in der Lehre, am Arbeitsplatz oder mit Freund*innen, Fragen zu Sexualität, Umgang mit Alkohol oder anderen Substanzen, etc. Jugendarbeiter*innen haben keine anderen Aufgaben, als für Kinder und Jugendliche da zu sein. Sie müssen nicht kontrollieren, ob sie in die Schule gehen, oder Arbeit suchen. Sie haben nicht die Pflichten, die Eltern und Erziehungsberechtigte haben. Und sie sind nicht Teil einer Clique. Aber sie suchen die Kinder und Jugendlichen dort auf, wo sie sich aufhalten, sie gestalten Orte wie Jugendzentren und -treffs, in denen Kinder und Jugendliche leicht angesprochen werden können. Für manche Kinder und Jugendliche stellen Jugendarbeiter*innen die einzige bzw. letzte Möglichkeit dar, Probleme mit einem Erwachsenen zu besprechen.
Offene Kinder- Jugendarbeit unterstützt die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, sowie die Auseinandersetzung mit wichtigen Themen des Kindseins, der Jugend und des Erwachsenwerdens – alternativ zur Schule, in der es auch disziplinierende Aufgaben gibt und alternativ zu den Erziehungsberechtigten, mit denen sich Kinder und Jugendliche beim Zusammenleben alltäglich arrangieren müssen. Freizeitangebote der Jugendarbeit sind dabei nicht nur darauf ausgerichtet, dass Zeit sinnvoll verbracht wird, sondern sie sind auch Lernräume, die sich an den Bedürfnissen der Kinder- und Jugendlichen orientieren. Darüber hinaus achtet die offene Kinder- und Jugendarbeit darauf, dass die Interessen der Kinder und Jugendliche gesellschaftlich wahrgenommen werden, wie z.B. bei der Gestaltung von Parkanlagen. Jugendarbeit setzt sich dafür ein, dass sich Kinder und Jugendliche in Partizipations- und Gestaltungsprozesse einbringen. Offene Kinder- und Jugendarbeit übernimmt daher auch einen wichtige Funktion der politischen Bildung von Kindern und Jugendlichen.

Diese Arbeit benötigt viel Wissen darüber, wie Kinder und Jugendliche denken, was sie beschäftigt. Es braucht Wissen darüber, wie Kontakte gut aufgebaut und Beziehungen gut geführt werden können. Kinder- und Jugendarbeiter*innen müssen wissen, wie das Umfeld, das Jugendtreff, das Programm im Parkt, etc. gestaltet werden muss, damit Kinder und Jugendliche angesprochen werden und sich in die Angebote auch einlassen können. Dieses Wissen muss eng verknüpft sein mit Handlungskompetenzen, mit Methoden, die es dazu braucht, sowie mit einer professionellen Haltung. Jugendarbeiter*innen müssen sich laufend mit ihrer Rolle und Beziehung zu den Kindern und Jugendlichen auseinandersetzen. Sie sind ihnen sehr nahe, sind aber auch keine Freunde. Sie müssen mit Problemen und Druck der Kinder und Jugendliche umgehen, verständnisvoll sein, aber auch eigene Positionen beziehen. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen verlangt also viel Verantwortung, aber auch hohe Kompetenzen.

Diese Arbeit sollte daher auch gut bezahlt werden. Geregelt ist diese im Kollektivertrag für Sozialwirtschaft (SWÖ). Leider wird dort zwischen sozialpädagogischer und sozialarbeiterischer Tätigkeit unterschieden, obwohl es fachliche längst überholt ist, eine solche Unterscheidung in der Jugendarbeit vorzunehmen. Diese Einstufungen führen zu einem Zwei- bzw. Mehrklassensystem in der Jugendarbeit, was weder fachlich begründbar, noch gut für das Arbeitsklima in den Teams ist. Kinder- und Jugendarbeit ist immer Beziehungsarbeit, ist immer eine pädagogische Arbeit, die sensibel ist und hohe Qualifikation voraussetzt. Im Sinne der Bedeutung der Jugendarbeit für die Gesellschaft, sollte daher darauf geachtet werden, dass gut ausgebildete und gut bezahlte Jugendarbeiter*innen tätig sind. Die Spaltung der offenen Kinder- und Jugendarbeit führt eher zu einer Schwächung der Qualität der Arbeit. Dieser Fehler sollte daher möglichst bald behoben werden.

Sonntag, 24. September 2017

Bericht: International Conference on Working Class Districts

Von 14. bis 15. September fand die International Conference on Working Class Districts "Urbane Transformationen und Lebensqualitäten in der wachsenden Stadt" auf der FH Campus Wien statt.
Mit über 60 Beiträge u.a. aus Wien, Zürich, Frankfurt, Berlin, Newcastle, London, Graz, Teheran, Ankara, Indien, Algerien und den USA wurden urbane Transformationen in den städtischen Peripherien und die Folgen für die Wohnbevölkerung ("workingclass") diskutiert. Nicht zuletzt aufgrund der Keynotes konnten diese Transformationen im Spannungsfeld zwischen sozialen Verhältnissen und symbolischen Zuschreibungen ("die Ausländer", Images vom "Stadtrand", etc.) in räumlichen Kontexten - theoretisch und praxisbezogen - differenziert betrachtet werden. Deutlich wurde, dass auch Wien trotz vergleichsweise noch recht sicheren Rahmenbedingungen (z.B. 220.000 kommunale Wohnungen) vor großen Herausforderungen steht. Zugang zu "leistbaren Wohnen" für vulnerable Personen, aber auch insgesamt für untere Einkommensbereiche (Teile der Arbeiter*innen-Klasse) wurde thematisiert. Die Konferenz wurde von der interdisziplinären Arbeitsgruppe "Lebensqualität urbaner Räume" organisiert, getragen von den Departments Soziales, Bauen und Gestalten, Gesundheit und Technik, unterstützt vom INUAS-Netzwerks der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, der Hochschule München und der FH Campus Wien, sowie vom Projekt WienerWissensWelt - gefördert durch die Stadt Wien. Auf der FH Campus Wien wird eine weitere transdisziplinäre Auseinandersetzung mit urbanen Transformationsprozessen stattfinden.

weiter Informationen mit Fotos von der Konferenz:
https://www.fh-campuswien.ac.at/studium/aktuell/news-und-termine/detail/News/lebensqualitaet-und-wandel-in-favoriten.html

Freitag, 1. September 2017

Urbane Transformationen und Lebensqualitäten in der wachsenden Stadt

das endgültige Programm ist da:
"International Conference on Working Class Districts / Urbane Transformationen und Lebensqualitäten in der wachsenden Stadt"
am Do, 14. und Fr, 15. September 2017 an der FH Campus Wien.

Programm, Information und Anmeldung:
https://www.fh-campuswien.ac.at/die-fh/veranstaltungen/international-conference-on-working-class-districts.html

Bitte noch bis 7.9.17 anmelden - v.a. auch um die Versorgung zu Mittag planen zu können!
danach ist eine Anmeldung über
petra.zeiller-vesely@fh-campuswien.ac.at
noch bis 11.9.17 möglich.

Mittwoch, 19. Juli 2017

International Conference on Working Class Districts / Urbane Transformationen und Lebensqualitäten in der wachsenden Stadt

Das Programm für die
"International Conference on Working Class Districts / Urbane Transformationen und Lebensqualitäten in der wachsenden Stadt"
am 14. und 15. September 2017 an der FH Campus Wien
steht und die Anmeldung ist möglich:
https://www.fh-campuswien.ac.at/die-fh/veranstaltungen/international-conference-on-working-class-districts.html

Donnerstag, 6. Juli 2017

Neuvergabe der Gebietsbetreuung Stadterneuerung ab 2018

Die Gebietsbetreuung Stadterneuerung wurde neu ausgeschrieben. Neben der sanften Stadterneuerung wird sie - wie schon in den letzten Jahren - als Stadtteilmanagements in Stadtentwicklungsgebieten tätig sein. Die gemeinwesenorientierte Tätigkeit soll in interdisziplinären Teams erbracht werden. Explizit werden mit dieser Neubeauftragung auch Sozialarbeiter*innen in den Teams verlangt.

Heute ist der letzte Tag für die Einbringung der Teilnahmeanträge zur Angebotslegung für die Gebietsbetreuungen Stadterneuerung. 5 Aufträge wurden öffentliche ausgeschrieben und sollen ab Anfang 2018 für 3 Jahre und maximal 3 Jahre Verlängerungsoptionen vergeben werden. Die Gebietsbetreuungen werden sowohl in definierten Stadterneuerungsgebieten und in Stadtentwicklungsgebieten (Stadtteilmanagemenents) tätig sein. Insgesamt wird es weniger Aufträge geben als im letzten Beauftragungszeitraum, die Auftragssumme bleibt aber ca. auf dem derzeitigen Niveau und die Tätigkeit wird auf das gesamte Stadtgebiet ausgedehnt. Die fünf Stadtgebiete sind
1., 2., 7., 8., 9. und 20. Bezirk;
3., 4., 5., 10. und 11. Bezirk;
6., 12., 13., 14., 15. und 23. Bezirk;
16., 17., 18. und 19. Bezirk;
21. und 22. Bezirk.

Die Gebietsbetreuung Stadterneuerung "... versteht sich als Vermittlerin zwischen Politik, Verwaltung sowie BewohnerInnen...". Sie "... agiert sowohl als „vor Ort ansässige“ als auch „aufsuchende“ Serviceeinrichtung, um die Bedürfnisse der BewohnerInnen proaktiv zu identifizieren („Ohr vor Ort“) und das Potenzial der StadtteilbewohnerInnen zur Mitgestaltung des Wohnumfeldes zu mobilisieren, um langfristig das nachbarschaftliche Miteinander zu gewährleisten."

In den Stadterneuerungsgebieten ist es Ziel, "... leistbares Wohnen zu gewährleisten und der Verdrängung der angestammten BewohnerInnen entgegenzuwirken. Der Schutz der MieterInnen und die kostenlose miet- und wohnrechtliche Beratung der Gebietsbetreuung Stadterneuerung als lokale Serviceeinrichtung der Stadt Wien nehmen dabei einen besonderen Stellenwert ein."

In den Stadtentwicklungsgebieten soll u.a. "das Zusammenwachsen von „Neu“ und „Alt“ ..." gefördert werden.

Neu in der Ausschreibung ist, dass die interdisziplinären Teams explizit auch mit Sozialarbeiter*innen besetzt werden müssen.

https://www.wien.gv.at/Vergabeportal/Detail/50657 (beispielhaft für die Bezirke 1., 2., 7., 8., 9. und 20. mit allen Unterlagen).

Montag, 19. Juni 2017

International Conference on Working Class Districts / Urbane Transformationen und Lebensqualitäten in der wachsenden Stadt

Save The Date!
Anmeldungen spätestens ab Anfang Juli möglich!

https://www.fh-campuswien.ac.at/studium/aktuell/news-und-termine/detail/News/international-conference-on-working-class-districts-urbane-transformationen-und-lebensqualitaeten.html

International Conference on Working Class Districts / Urbane Transformationen und Lebensqualitäten in der wachsenden Stadt

14.09.2017-15.09.2017, FH Campus Wien, Favoritenstraße 226, 1100 Wien

Urbane Transformationen und Lebensqualitäten
Wachsende Städte sind Kristallisationspunkte gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Entwicklungen, in denen sich ökonomische Innovationen und technische Errungenschaften ebenso abzeichnen wie soziale Polarisierungen und ökologische Krisen. Globale Entwicklungen und urbane Trends interdisziplinär zu betrachten ist wesentlich, um gesellschaftliche Bedingungen und Perspektiven zu reflektieren und politische Alternativen entwickeln zu können.

ArbeiterInnenviertel im Fokus
Im Mittelpunkt der Tagung stehen die in der Industrialisierung entstandenen Arbeiter*innenviertel, die in wachsenden Städten gegenwärtig besonderen Dynamiken unterliegen und für die lokale Bevölkerung mit vielfältigen Herausforderungen verbunden sind. Die Zunahme städtischer Bevölkerung, Polarisierungen des Arbeitsmarktes, Aufwertungen des Stadtzentrums, Verknappungen von Wohnraum oder begrenzte städtische Budgets und Flächenkapazitäten führen unter anderem dazu, dass die häufig peripherisierten Quartiere des modernen Prekariats zu zentralen Zielgebieten der Stadtentwicklung und staatlicher Politiken werden.
Ziel ist es, aktuelle Forschungsergebnisse zu diskutieren, gegenwärtige Herausforderungen zu bestimmen und zur nachhaltigen Entwicklung dieser Quartiere beizutragen.

Keynote SpeakerInnen
Dr.in Marie Glaser, Leiterin ETH Wohnforum – ETH Case
Prof.in Dr.in Susanne Heeg, Professorin für Geographische Stadtforschung, Goethe Universität Frankfurt am Main
Prof.in Dr.in Felicitas Hillmann, Professorin für Transformation städtischer Räume im internationalen Kontext, Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung / TU Berlin
Prof. Dr. Ali Madanipour, Professor für Urban Design, Newcastle University
Prof. Dr. Christoph Reinprecht, Professor für Soziologie, Universität Wien

Forschungsthemen und –perspektiven
Die Tagung fokussiert auf Transformationsprozesse in acht Themengruppen, zu denen der fachliche Diskurs geführt und innovative Projekte diskutiert werden sollen.
1. Soziale Ungleichheiten, Identitäten und urbane Diversität
2. Ökonomische Transformationen und soziale Stadtpolitiken
3. Gesundheit, Lebensphasen und demographische Entwicklung
4. Nachverdichtung, soziale Infrastruktur und Soziale Räume
5. Stadtplanung, urbane Qualitäten und Partizipation
6. Architektur, neue urbane (Wohn)Formen und leistbares Wohnen
7. Erneuerbare Energien, Photonik, Energieeffizienz und nachhaltige Sanierung
8. Zukunft urbaner Mobilität und innovativer Verkehrsplanung

Tagungsorganisation
Wissenschaftliche Arbeitsgruppe „Lebensqualität urbaner Räume“ der FH Campus Wien

Department Bauen und Gestalten
Isabel Glogar, Ana-Maria Simionovici, Edmund Spitzenberger

Department Gesundheitswissenschaften
Angelika Eder, Peter Putz

Department Soziales
Andreas Bengesser, Marc Diebäcker, Christoph Stoik

Department Technik
Markus Wellenzohn

Akademische Hochschulentwicklung im Rahmen des Projekts
„WienerWissensWelt“-Trendradar für Markt und Wirtschaft
Susanna Boldrino, Petra Zeiller-Vesely

Die Tagung findet im Zuge des Projekts „WienerWissensWelt“-Trendradar für Markt und Wissenschaft, gefördert von der Stadt Wien (MA 23), zum Aufbau einer Wissendrehscheibe statt.

INUAS Internationales Netzwerk von Hochschulen für Angewandte Wissenschaften
Katharina Kloser
(FH Campus Wien, Hochschule für angewandte Wissenschaften München, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften)

Dienstag, 30. Mai 2017

Wohnen im 10. Bezirk - interdisziplinäre Auseinandersetzungen im Rahmen des Studiums auf der FH

Von 8. bis 12.5.17 fand eine interdisziplinäre Studienforschungswoche auf der Fachhochschule Campus Wien statt. Fast 100 Student*innen haben sich mit urbanen Transformationen und Raumanalysen auseinandergesetzt. In 12 interdisziplinären Gruppen forschten die Student*innen aus den Studiengängen für Sozialraumorientierte Soziale Arbeit, Architektur und Bauingenieurwesen, aber auch von der Hochschule Zürich, im 10. Bezirk. Das Engagement der Student*innen und die Ergebnisse der Arbeiten haben die Erwartungen übertroffen. Hier sind nun u.a. einige ausgezeichnete Arbeiten und Fotos zur Woche zu finden: https://www.fh-campuswien.ac.at/studium/aktuell/news-und-termine/detail/News/aus-der-welt-im-favoritner-graetzl.html
Die INUAS Research Week hat insgesamt gezeigt, dass es Sinn macht, räumliche Veränderungen aus interdisziplinären Perspektiven zu betrachten. Die Transformationen können besser und vielseitiger erfasst werden und bieten so auch eine breitere Grundlage für Lösungsvorschläge. Deutlich wurde aber auch, dass interdisziplinäres Arbeiten Zeit braucht und Konfliktbereitschaft herausfordert – umso wichtiger ist es, Interdisziplinarität gut in die Lehre zu integrieren.

weitere Fotos: https://www.flickr.com/photos/christoph_stoik/albums/72157681607406521
und
https://www.flickr.com/photos/christoph_stoik/albums/72157684444943125/

Donnerstag, 13. April 2017

Migrationsbewegungen als globale soziale Frage

„Genug Solidarität gezeigt“, meint Roland Fürst zur Flüchtlings- und Migrationspolitik im Standard vom 11.4.2017 (http://text.derstandard.at/2000055781705/Toleranz-ist-Ausfluss-eines-Schuldkomplexes?ref=rss). Zu dieser Aussagen kann es natürlich nur aus einer nationalistischen Position heraus kommen, ohne der Berücksichtigung der Fluchtbewegungen als internationales Phänomen.

Tatsächlich kann Migration in einer kapitalistischen Welt nur verstanden und richtig eingeordnet werden, wenn globale Dimensionen betrachtet werden. Migration und Flucht ist Normalität in einer globalisierten Welt aber auch ein Ausdruck von weltweiten ungleichen Verhältnissen und einer Interessens-geleiteten - eigentlich kolonialen - Politik des Nordens, die danach strebt, weiter Gewinne machen zu können - mit Waffengeschäften, oder - noch mehr - um sich den Zugang zu Ressourcen zu sichern, wie seit eh und je im Nahen Osten. Unter die Räder kommen dabei sowohl die Wohnbevölkerung im Süden und als auch die im Norden. Aus nationalistischer Perspektive können natürlich zuerst die Menschen in den Blick genommen werden, die als erstes in Österreich verlieren, Arbeiter_innen und der Mittelstand - übrigens auch viele in Österreich lang lebende Migrant_innen. Aber es ist naiv, zu glauben, dass Migration aus ärmeren Ländern in den Norden und Westen wirklich verhinderbar wäre. Diese Menschen kommen natürlich in die Länder und Zentren, in denen es Reichtum gibt -so ungleich dieser dort auch verteilt sein mag. Mauern, Zäune, Grenzkontrollen und das Mittelmeer halten sie nicht ab. Wer sich entschließt, diese Menschen aussperren zu wollen, muss zu gewaltsameren Mitteln greifen, nimmt in Kauf, dass Menschen im Mittelmeer ertrinken, schickt geflüchtete Menschen ins Kriegsgebiet nach Afghanistan zurück - was soll da noch alles kommen? Die eigentliche Grenze die zu setzen wäre, ist eine, die sich gegen Unmenschlichkeit wendet und eine die sich dagegen richtet, die letzten Reste eines humanen Europas auf zu geben.

Die sozialen Sicherungssysteme in Österreich zu schwächen, wie die Schwächung der Mindestsicherung - u.a. auch im Burgenland -, ist jedenfalls der falsche Weg und das falsche Signal. Das wird nur soziale Ungleichheit in Österreich verstärken.

Die Migrationsbewegungen müssen viel mehr als das gesehen werden, was sie tatsächlich sind - als Ausdruck DER sozialen Frage, die sich weltweit stellt - nämlich in welcher Welt wir leben wollen, wie Ressourcen gerecht verteilt sein sollen, wer profitiert und wer in dieser Gesellschaft verliert. Diese globalen Fragen sind nicht national zu lösen - und auch nicht nur durch eine Abschottung der Europäischen Union. Leider stellt die österreichische Sozialdemokratie diese Frage kaum mehr.

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