Samstag, 27. Februar 2016

Bezirksvorsteher Blimlinger (7. Bezirk) gegen Drogenhandel

Das Märchen, dass SchülerInnen ins Drogenmilieu „abgleiten“, nur weil es sichtbaren Drogenhandel gibt, wird nun also auch vom grünen Bezirksvorsteher Blimlinger verbreitet. Diese Aktion kann nur als Beruhigungsaktion für zu schlecht aufgeklärte Eltern interpretiert werden.
Und als öffentlichkeitswirksame Aktion eines Bezirksvorstehers, der zeigen will, dass er auf „seinen“ Bezirk „acht gibt“. Damit geht das „Spiel“ weiter: Wer kann die, die keiner haben will, aus „seinem“ Bezirk besser verdrängen.
Tatsächlich gehört aber auch das zu einer internationalen Stadt in unserem Gesellschaftssystem – dass es Drogenkonsum und Handel auf der Straße gibt. Die Verdrängung, wird dieses Phänomen nicht beseitigen. Sondern sie führt nur zur weiteren Mobilisierung der Szene. Diese Mobilisierung ist nicht in erster Linie durch die Eröffnung des Jedmayers bei der Gumpendorferstraße ausgelöst worden, sondern durch die Vertreibung der Szene vom Karlsplatz. Vertreibung ist keine Lösung.

Reaktion auf:
http://diepresse.com/home/panorama/wien/4932117/Drogen_Situation-entlang-U6-vollkommen-inakzeptabel
(Die Presse, 23.02.2016)


weil es auf meiner privaten FB-Seite Verständnis für die Thematisierung durch den Bezirksvorsteher gab, eine Ergänzung von mir:

Die Art der Thematisierung ist das Problem: es geht ganz offensichtlich nicht um die Bearbeitung des Problems, sondern um die Verdrängung.
Der Gürtel stellt in Wien einen hochurbanen Raum dar, der v.a. einen transitorische Funktion hat. Er ist einigermaßen zentral und daher als ein Raum der Vielfalt, aber auch der Widersprüche, besonders geeignet. Wo sonst, soll Armut sichtbar sein und bleiben, wenn nicht in diesen zentralen urbanen Räumen. Die Alternative ist die Verdrängung an den Rand oder ins Private. Wir alle - und auch die Grünen - müssen lernen diese Widersprüche auszuhalten und damit umzugehen ("urbane Kompetenz" - Aufklärung ist da ein guter Ansatz - danke Brigitte!).
Es sei denn, man/frau findet die Alternativen besser:
1. eine bürgerliche ("begrenzte") Stadt, die alles Unerwünschte vom Zentrum in die Peripherie und ins Private verdrängt ("gesäubert") hat.
2. eine Kleinstadt, die sich vielleicht besser von der Globalisierung abgrenzen kann (Armut ist eine Folge des Wettbewerbs globaliserter, attraktiver und wachsender Städte).
3. ein gerechteres Wirtschaftssystem (in EU und weltweit).

Alkoholverkaufsverbot am Praterstern

Marc Diebäcker und Christoph Stoik, beide Dozenten am FH Campus Wien zu politischen Überlegungen eines Alkoholverbots am Praterstern:
Alkoholverbote im öffentlichen Raum richten sich letztendlich gegen Menschen, die von gesellschaftlicher Ausgrenzung betroffen sind. Sie stellen europaweit ein ordnungspolitisches Instrument dar, marginalisierte Menschen in öffentlichen Räumen zu regulieren, zu normieren und bei Verstößen über Ordnungsstrafen zu kriminalisieren. Daher ist diese Maßnahme strikt abzulehnen.
Die Stadt Wien hat viele andere Mittel mit menschlichen Armuts- und Notlagen im öffentlichen Raum umzugehen. Die gut funktionierenden Angebote aufsuchender Sozialer Arbeit der Sucht- oder Wohnungslosenhilfe sowie spezifische Streetworkprojekte sind wesentliche Schnittstelle zu Unterstützungsleistungen und stellen Überlebenshilfen bereit.
Zugleich halten wir fest: der öffentliche Raum ist für alle Menschen dieser Stadt als Ort gesellschaftlicher Vielfalt und Teilhabe zu sichern, insbesondere für marginalisierte Personen und Gruppen, die aufgrund ihrer prekären Lebenssituation auf diesen besonders angewiesen oder verwiesen sind. Alkoholverbote lösen keine gesellschaftlich produzierten Problemlagen, sondern verschärfen massiv die Lebenssituation der von Ausgrenzung Betroffenen.

Reaktion auf:
https://www.w24.at/Nachrichten/240210
(W24, 01.02.2016)

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