Dienstag, 14. Juli 2009

Gemeindebau „am Schauplatz“ (12.6.09)

Wenn auch verspätet , soll zu Dokumentationszwecken hier der Schauplatz-Beitrag („Oh du mein Nachbar“ im ORF am 12.06.2009,
http://tv.orf.at/program/orf2/20090612/455903401/265563/ )
kurz kommentiert sein, da dazu doch einiges Grundsätzliches gesagt werden kann:

1. Förderung der Selbstverantwortung vs. Ordnungshüter
Das Beispiel im Beitrag aus dem George Washington Hof zeigt, wie es gehen kann: ein lebensweltnaher Ansatz, bei dem v.a. auf den Dialog gesetzt wird, und die Handlungskompetenzen der BewohnerInnen gestärkt und gefördert wird, kann dazu führen, dass neue Kommunikationsstrukturen geschaffen werden, in dessen Rahmen Konflikte auch konstruktiver bearbeitbar sind.

Die Darstellung von „nightwatch“ zeigt, welche Fehlentwicklungen es geben könnte: Es ist absurd zu meinen, dass professionelle soziale Arbeit zuständig dafür sein kann, Regeln des Zusammenlebens zu kontrollieren, indem in jedem Hof in Wien zwei „nightwatcher“ abgestellt werden. Die Botschaft an die BewohnerInnen ist höchst problematisch: Es wird signalisiert, dass professionelle Menschen zuständig für die Konfliktregelungen sind, anstatt die Eigenkompetenz der BewohnerInnen zu unterstützen. Die BewohnerInnen werden nahezu dazu angeregt, sich mit Beschwerden an die „nightwatcher“ zu wenden, anstatt selbst Verantwortung zu übernehmen. Abgesehen davon, dass diese Vorgehensweise ineffizient ist (für jeden Gemeindebau zwei nigthwatcher), stellt sich die Frage nach der Ausrichtung und der Vision dieser Maßnahme und das gesellschaftliche Weltbild dahinter. Die Gebietsbetreuung sollte m.E. vielmehr die Aufgabe haben, die BewohnerInnen dabei zu unterstützen, Regeln und Ordnungen miteinander zu kommunizieren, diese gemeinsam auszuhandeln, und das Zusammenleben so zu unterstützen, dass es von möglichst vielen mitgetragen werden kann.

2. Medien und Gemeindebau
Es ist davon auszugehen, dass der Wiener Gemeindebau in den nächsten Monaten erhöhte Aufmerksamkeit erhalten wird – von politischen Parteien und von Medien. Der Schauplatz-Beitrag zeigt, dass dabei viel Porzellan zerschlagen werden kann:

Auf der persönlichen Ebene lassen sich Menschen dazu hinreißen, sich vor der Kamera auf eine Art zu verhalten, die sie am nächsten Tag wieder bereuen. Im Unterschied zu den JournalistInnen müssen die BewohnerInnen am nächsten Tag mit dieser Situation „im Hof“ wieder umgehen können.

Die Gefahr der Stigmatisierung des gesamten Wiener Gemeindebaus und damit ihrer BewohnerInnen erhöht sich. Wenn der Schauplatz-Beitrag von 12.6.09 auch relativ differenziert war, weil unterschiedliche Bilder von Gemeindebau transportiert worden sind, ist eher davon auszugehen, dass ein einseitiger Bild verstärkt gezeichnet werden wird.

Daher ist es notwendig eine professionelle Medienarbeit seitens der Einrichtung zu entwickeln, die auch die kleinräumigen Besonderheiten berücksichtigen.

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