Samstag, 19. Oktober 2013

Öffentlicher Raum für ökonomische Interessen oder für Alle?

Es ist in Wien leider immer öfter zu beobachten, dass sich ökonomische gegen menschliche Bedürfnisse durchsetzen, wenn es um den öffentlichen Raum geht. Die Menschen (Wohnungslose, Drogenkranke, Bettler_innen, Sexarbeiter_innen, ...) verschwinden ja nicht, sondern werden von Orten verdrängt, an denen Geschäfte gemacht werden sollen, um an anderen Orten wieder aufzutauchen - verteilt in ganz Wien und im Park um die Ecke. Dabei ist gerade der zentrale städtische öffentliche Raum, der von allen genutzt, der weniger wohnortnah ist, der ein Verkehrsknotenpunkt ist und von der Allgemeinheit bezahlt wird, der Raum, der häufig besonders geeignet für marginalisierte Menschen ist. Er bietet Schutz, und ist ja konzipiert, um von den unterschiedlichsten Menschen mit unterschiedlichsten Bedürfnissen genutzt werden kann. Hier bildet sich die Vielfalt und Widersprüchlichkeit einer wachsenden und "globalen" Stadt ab. Er wird nicht von der Allgemeinheit bezahlt, damit Private ökonomische Gewinne erzielen können.
Erstaunlich dabei ist, dass sich die politischen Kräfte dabei nicht gegen die ökonomischen durchsetzen können, v.a. weil die Rechnung der Verdrängung ja nicht nur die Allgemeinheit zahlen muss, sondern auch die Politik. Die Armut wird durch die Vertreibung ja nicht versteckt (außer vielleicht vor Touristen), sondern nur überallhin verteilt.
Glücklicherweise gibt es aber auch politische Kräfte, die explizit darauf verweisen, dass der öffentliche Raum besonders denen erhalten bleiben muss, die besonders auf ihn angewiesen sind, die sonste wenig Raum haben - darauf verweist Leitbild für den öffentlichen Raum
( http://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/strategien/freiraum-stadtraum-wien.html ), oder die Studie "Planen - aber sicher!
( http://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/studien/b008269.html ), das Mission Statement und Glossar für Soziale Arbeit
( http://www.sozialraum.de/soziale-arbeit-im-oeffentlichen-raum-glossar.php ). Das aber hat nur Wirksamkeit, wenn immer wieder neu darauf hingewisen wird, wie kurzsichtig eine Verdrängungspolitik ist. Daher danke für diese fb-Gruppe:
https://www.facebook.com/wienerstadtpark?hc_location=stream
Christoph Stoik

Sonntag, 28. Juli 2013

Mit Rolf Schwendter ist ein kritischer Geist der GWA gestorben.

Vor einer Woche ist Rolf Schwendter gestorben.

http://derstandard.at/1373513369502/Autor-Rolf-Schwendter-gestorben

Seinen kritischen Geist hat er auch in den Diskurs zu GWA eingebracht, beispielsweise:

Schwendter, Rolf: Alternative Ökonomie und Gemeinwesenarbeit. In: Klöck, Tilo (Hg.): Solidarische Ökonomie und Empowerment. Neu-Ulm 1998

Schwendter, Rolf: Gemeinwesenarbeit und "bürgerschaftliches Engagement". Assoziationen zu einer gesellschaftlichen Entwicklung. In: Roessler, Marianne; Schnee, Renate; Spitzy, Christine; Stoik, Christoph (Hg.): Gemeinwesenarbeit. Bürgerschaftliches Engagement. Eine Abgrenzung. Wien, 2000

Besonders bemerkenswert sind auch seine Arbeiten zu Subkultur und Radikaldmeokratie.

Seine kritischer Geist wird nicht nur im Diskurs um GWA fehlen.

Sonntag, 26. Mai 2013

Handbuch Gemeinwesenarbeit

Liebe Kolleg_innen,

endlich haben wir es geschafft!
unser "Handbuch Gemeinwesenarbeit" ist erschienen:

Sabine Stövesand, Christoph Stoik, Ueli Troxler (Hrsg.):

Handbuch Gemeinwesenarbeit

Traditionen und Positionen,Konzepte und Methoden
Deutschland – Schweiz – Österreich

2013. 457 Seiten. Kart.
39,90 € (D), 41,10 € (A)
ISBN 978-3-86649-411-4

www.budrich-verlag.de


ich freu mich sehr! auch auf weiterführenden Diskurs!
liebe grüße, christoph stoik

GWA Tagung Strobl 11/2013

Liebe Kolleg_innen!

bitte vormerken: die nächte Tagung "Gemeinwesenarbeit" in Strobl findet von 07. bis 09. November 2013 statt.

liebe Grüße, christoph stoik



)) Aktivierung im Gemeinwesen. Ein kritischer Blick
) Tagung Gemeinwesenarbeit – community development

Was ist das Aktive im Gemeinwesen? Was lässt Communities entstehen, wie entwickelt sich die innere Ordnung und wie werden die verschiedenen Interessen ausgeglichen?

Es ist kennzeichnend für soziale Systeme, dass sie unterschiedlichen Entscheidungsprozessen und Gestaltungskräften unterliegen. Unterschiedliche Interessen, getragen von unterschiedlichen Weltbildern und Haltungen werden wirksam. Aktivitäten verschiedener Beteiligter setzen Impulse. Oft sind es die etablierte Kräfte, die ihre Absichten umsetzen. Oft sind es Betroffene, die sich einmischen und auf die Suche nach Lösungen für sich und das Gemeinwesen gehen. Einmal zu Beteiligten in der Gestaltung der Communities geworden, entdecken sie ihre Macht oder Ohnmacht, engagieren sich noch mehr oder steigen aus. Die Beschäftigung mit dem Thema, das den Anstoß gibt, verändert Blickwinkel. Im Tun werden die Karten oft neu gemischt und die Landkarten neu gezeichnet.
In einem offenen Prozess, der durch Fallbeispiele und Theorieinputs unterstützt wird, wollen wir uns bei der diesjährigen Tagung dem Thema „Aktivierung“ widmen. Was gibt den Anstoß für Aktivitäten im Gemeinwesen? Von welcher Energie werden diese getragen?
Ob der Anstoß für die Aktivitäten „bottom up oder top down“ passiert, ist nicht so relevant. Es geht vielmehr darum nach neuen Lösungen, getragen von allen Beteiligten, zu suchen. Vielleicht erweitern sich unsere Blickwinkel und es gelingt noch ein bisschen besser von der eigennützigen Betrachtung in eine gesamtgesellschaftliche zu gelangen. Vielleicht ist „inside out“ and „outside in“ angebracht, vielleicht auch ganz was anderes.
Wir freuen uns auf Ihr Mitwirken bei der Suche nach dem, was angebracht ist.
Termin: 07.November 2013, 14:00 Uhr - 09.November 2013, 18:00 Uhr
Zielgruppe:
MitarbeiterInnen der Erwachsenenbildung, der Sozial-, Kultur- und Gemeinwesenarbeit sowie aus Regionalpolitik und Verwaltung

Veranstalter:
Arbeitsgemeinschaft Gemeinwesenarbeit

Referentin: Sandra Landhäußer

Leitung:
Christian Kloyber, Christian Ocenasek, bifeb)

kein Tagungsbeitrag

Die Arbeitsgemeinschaft Gemeinwesenarbeit veranstaltet seit 1979 jährlich eine Tagung zu gesellschaftlich relevanten Themen am bifeb).

Sonntag, 16. Dezember 2012

Glossar für Soziale Arbeit im öffentlichen Raum

Einladung:

(Marginalisierte) Menschen im öffentlichen Raum: Unterstützung und Vermittlung

Das Glossar „Soziale Arbeit im öffentlichen Raum“ als Beispiel der Zusammenarbeit zwischen Fachhochschule, Praxis und Politik

ZEIT: Mittwoch, 23.01.2013, 9:00 – 12:00 Uhr
ORT: FH Campus Wien, Favoritenstraße 226, 1100 Wien


Das Glossar „Soziale Arbeit im öffentlichen Raum“ wurde vom Kompetenzzentrum für Soziale Arbeit am FH Campus Wien im Auftrag der Stadt Wien erstellt. Es klärt die Positionierung der Sozialen Arbeit im öffentlichen Raum in Abgrenzung zu Ordnungsdiensten. Außerdem dient das Glossar Einrichtungen in fünf Geschäftsgruppen der Stadt Wien - von der aufsuchenden Sozialen Arbeit, über die offene Kinder und Jugendarbeit bis zur Gemeinwesenarbeit - zur Begriffsklärung und fachlichen Orientierung. Es stellt eine fachliche und politische Positionierung zur Sozialen Arbeit im öffentlichen Raum dar.

Neben der inhaltlichen Vorstellung des Glossars und dessen Bedeutung für die einzelnen Geschäftsgruppen, wird auch die Entstehung dieser Arbeitsgrundlage vorgestellt und diskutiert: als Beispiel einer Zusammenarbeit zwischen Politik, Praxis und Fachhochschule.

Bei der Veranstaltung werden Stefan Almer (MA 17 Diversität und Integration), Karl Ceplak (MA 13 Landesjugendreferent), Michael Dressel (Sucht- und Drogenkoordination Wien), Petra Engelmann (Gebietsbetreuung Stadterneuerung), Jutta Kleedorfer (MA18 Mehrfachnutzung), Tove Raiby (wohnpartner Nachbarschaftsservice im Wr. Gemeindebau), Richard Krisch und Christoph Stoik (beide FH Campus Wien), sowie Tanja Wehsely (Landtagsabgeordnete, Koordination und Leitung Beratungsgruppe, Initiatorin des Glossars) vertreten sein.

Moderiert wird die Veranstaltung von Eva Klawatsch-Treitl(FH Campus Wien).

Mittwoch, 7. März 2012

Call for Projects GWA Tagung 2012

Die nächste GWA-Tagung in Strobl wird vorbereitet und soll dieses Jahr besonders im Zeichen von konkreten Projekten stehen:

Call for Projects | für die Tagung GWA 2012
Gesellschaft hinterfragen – verändern, gestalten.
Community development | Gemeinwesenarbeit.
Beispiele/Diskussionen/Standpunkte/Erfahrungen
vom 8. – 10. November 2012
am Bundesinstitut für Erwachsenenbildung, bifeb)

nähere Inos:

http://www.gemeinwesenarbeit.at/2012/03/coming-up-soon-call-for-projects-tagung-gwa-2012/

Frist für die Einreichung: 29. April 2012

Sonntag, 13. November 2011

Potenzial für eine kritische Fachöffentlichkeit

Die Diskussion „Stadtraum – Kontrolle – Soziale Arbeit“ am 7.11.11 im Depot in Wien, veranstaltet von KRISO, Kritische Soziale Arbeit war ein starkes Lebenszeichen für eine kritische Fach-Öffentlichkeit. Eingeleitet durch Inputs von Ellen Bareis von der FH Ludwigshafen am Rhein und Marc Diebäcker, von kriSo, sowie vom FH Campus Wien kam es zu einer lebhaften Diskussion über die Aufgabe der Sozialen Arbeit im öffentlichen Raum. Deutlich wurde dabei, dass es ständige Reflexion braucht, um Kontrollfunktionen nicht unkritisch zu übernehmen. Einerseits wurde anerkannt, dass Soziale Arbeit Kontrollfunktionen im Rahmen eines Sozialstaats zwar übernimmt, aber sich auch immer die Frage stellt, zu welchen Schutz bzw. zu welchen Nachteil das Handeln im Rahmen der Sozialen Arbeit führt. Die Diskussionsteilnehmer_innen waren sich weitgehend einig, dass Soziale Arbeit nicht die Aufgabe hat, Regeln durchzusetzen, sondern die Menschen unterstützen muss, die besonderen Anspruch auf den öffentlichen Raum haben und besonderen Schutz benötigen. Viele Projekte im öffentlichen Raum sind allerdings aus abweichender Motivation entstanden. Die Öffentlichkeitsarbeit beispielsweise zu „fairplay“ oder „wohnpartner“ weicht daher teilweise stark von der Praxis der Projekte ab. Während bei diesen Projekten parteiliches, unterstützendes und vermittelndes Handeln praktiziert wird, wird in der Öffentlichkeit die kontrollierende Funktion vermittelt. Ähnlich dürfte die Situation auch bei „sam“ liegen. Aufgabe einer Fachöffentlichkeit müsse es daher sein, die Praxis der Sozialen Arbeit im öffentlichen Raum differenziert darzustellen. Das zeige sich auch rund um die neuen Prostitutionsgesetzen, zu denen es kaum breite differenzierte öffentliche Diskussionen gab. Die Veranstaltung im Depot hat allerdings eindrücklich gezeigt, dass Potenzial für eine kritische und differenzierte Fachöffentlichkeit in Wien besteht, was auch der Gast aus Ludwigshafen, Ellen Bareis beeindruckt hat – immerhin waren alle Sitzplätze besetzt und das Depot war voll.

http://www.kriso.at/index.php?id=49

GWA-Tagung in Strobl

Unter dem Titel „in welcher Gesellschaft wollen wir leben“ fand am 2.-4.11.11 die alljährliche Tagung zu Gemeinwesenarbeit im Bundesinstitut für Erwachsenenbildung in Strobl statt. Mehr als 50 Teilnehmer_innen setzten sich darüber auseinander, woraufhin Gemeinwesenarbeit wirksam sein soll. Dabei wurde reflektiert, welche Gesellschaftsvorstellungen handlungsanleitend sein könnten. Deutlich wurde eine grundsätzlich kritische Haltung zum Kapitalismus vieler Teilnehmer_innen und eine Forderung der Stärkung der Demokratie. So gehe es tatsächlich um Veränderungsprozesse in einer ungerechten Gesellschaft. GWA müsse daher auch eng mit sozialen Bewegungen verknüpft sein. Vielfach wurde vertreten, dass GWA ein Handeln sei, das kollektive Reflexions- und Emanzipationsprozesse befördert. Dabei kann GWA nur ein kritischer und diskursiven Prozess zur Folge haben, weil es einerseits um Selbstbestimmung, anderseits um Gemeinwohl geht. GWA unterstützt somit Aushandlungsprozesse, fördert den Konflikt und Diskurs. Während über diese Grundbegriffe weitgehend Einigung herrschte (Gemeinwohl, kollektive Reflexion, Emanzipation, Demokratie), stellte sich heraus, dass die konkrete Umsetzung weiteren Diskurs benötigt. Anregungen gab aus der Perspektive der feministischen Ökonomie ebenso, wie aus der Perspektive einer partizipativen Demokratie, einem ökologischen Leben und aus der Perspektive emanzipativer Lernprozesse.
Details zu den Inputs und zum Programm, sowie demnächst auch Dokumentation:
http://www.gemeinwesenarbeit.at/tagung-2011/

Dienstag, 14. Juni 2011

Voranküdnigung GWA-Tagung in Strobl

„In welcher Gesellschaft wollen wir wie leben?“
Gemeinwesenarbeit, Erwachsenenbildung und Soziale Arbeit im Dialog.
Tagung der Reihe Dialog Lebenslangen Lernens

2. bis 4. November 2011

Angesichts der drängenden neuen sozialen Fragen, wie dem Anstieg der Armut und des Zerfallens vieler Gesellschaften in Spielräume des eigennützigen Handelns auf Kosten aller versuchen Gemeinwesenarbeit und soziale Arbeit die Netzwerke solidarischen Lebens zu erhalten.
Aber, was ist eine lebenswerte, gute Gesellschaft, die uns zumindest als Vorstellung als Orientierungspunkt dienen kann?
Gesellschaftliche Alternativen sind nur noch schwer vorstellbar, mit der neoliberalen Wende, der Ich-orientierten Konkurrenzgesellschaft und verstärkt durch eine vorgegebene Projektkultur, vorangetrieben durch Produktivitätsdruck, Zeit- und Ressourcenknappheit, Finanzierung und Qualitätssicherung wird die scheinbare Unveränderlichkeit der gesellschaftlichen Realität erdrückend und alternativenlos.

Es stellt sich die Frage, wie tatsächlich kooperatives Vorgehen in einer Konkurrenzgesellschaft zu verwirklichen ist? Welche Form von („der“) Gesellschaft soll über Gemeinwesenarbeit und Soziale Arbeit überhaupt angestrebt werden? Welche Rolle wird dem lebenslangen Lernen zugesprochen?

Konkrete und exemplarische Beispiele aus der Praxis, unterstützende und kontroversielle Statements und theoretische fundierter Überblick gestalten unseren Raum für den Dialog. Workshops zu den übergeordneten gemeinsamen Feldern: Ökonomie, Ökologie, Demokratie und Bildung sollen an Beispielen aus der Praxis den Dialog schärfen und vertiefen.

Ort:
Bundesinstitut für Erwachsenenbildung St. Wolfgang,

Bürglstein 1-7, A-5350 Strobl
www.bifeb.at / ++43 6137 6621-0 / office@bifeb.at

Austellung U-Bahnstation Josefstädter Straße

Einladung
zur Vernissage des Projektes "Freiraum/Sozialraum - Neugestaltung der Freibereiche um die U-Bahnstation Josefstädter Straße"

am Di, 21. Juni 2011 ab 18.00 Uhr

Im Kubus EXPORT Der Transparente Raum (Lerchenfelder Gürtel/Stadtbahnbogen 43/Josefstädter Straße/Uhlplatz

Studierende des Masterstudiengangs „Sozialraumorientierte und klinische Soziale Arbeit“ am FH Campus Wien konzipierten und führten mit Studierenden am Fachbereich für Landschaftsplanung und Gartenkunst auf der TU Wien eine Sozialraumanalyse durch, die die Grundlage für die Entwürfe der TU-Studierenden war.
Diese Entwürfe werden bei der Ausstellung präsentiert.

Eröffnet wird die Ausstellung von DI Dr. wolfgang Sengelin, Koordinator Zielgebiet Westgürtel.

Wohnpartner-Fachtagung zu Parteilichkeit

Am 13.4.2011 fand die erste Fachtagung zu Gemeinwesenarbeit als Kooperation zwischen wohnpartner und FH Campus Wien statt. Unter dem Titel „Parteilichkeit und Allparteilichkeit in der Gemeinwesenarbeit– ein Widerspruch?“ wurde emotional und kontrovers diskutiert. Mit dieser Fachtagung geht wohnpartner in einen öffentlichen Fachdiskurs und der FH Campus Wien nimmt seine Aufgabe war, einen Ort für diesen Diskurs zur Verfügung zu stellen. Die TeilnehmerInnen waren großteils TeamleiterInnen bzw. auch GeschäftsführerInnen aus der offenen Wiener Jugendarbeit und aus der Gemeinwesenarbeit. Rückblickend mischten sich in der Diskussion unterschiedlichste Ebenen, die im folgendem Statement auseinandergehalten werden sollen. Der Diskurs hat jedenfalls ergeben, dass die Auseinandersetzung rund um Parteilichkeit komplex wird, wenn differenziert wird. Umstritten war schließlich, inwiefern ein Begriff der „Parteilichkeit“ überhaupt hilfreich ist für den Fachdiskurs und die Kooperation. Andererseits zeigt die Tagung, dass die Auseinandersetzung um diesen Begriff, die professionelle Wahrnehmung schärft und Ausgangspunkt für Klärungs- und Aushandlungsprozesse ist.

Situationsbedingte Aushandlung der Profis

Auf der lokalen Ebene zeigt sich, dass der Unterschied in Bezug auf den Auftrag an die offene Jugendarbeit und an wohnpartner zu Konflikten führen kann. Die Jugendarbeit hat den Auftrag, die Interessen der Kinder und Jugendliche zu organisieren und zu vertreten, wohnpartner soll die Interessen aller BewohnerInnen des Gemeindebaus, aber auch die der NutzerInnen des öffentlichen Raums im Gemeindebau (Höfe) organisieren. Der Begriff „Allparteilichkeit“ verschleiert allerdings die unterschiedlichen Machtverhältnisse der Gruppen und Menschen im Gemeindebau und den Einfluss der Gemeinwesenarbeit. Durch jede Intervention stärkt wohnpartner eine Gruppe mehr, die andere weniger. Das kann zum Beispiel bei der Aktivierung festgemacht werden: Eine klassische Aktivierende Befragung im Rahmen einer Haushaltsbefragung erreicht beispielsweise eher erwachsene und ältere BewohnerInnen, weniger Jugendliche. Eine aktivierende Befragung im Hof hingegen erreicht eher die, die den öffentlichen Raum nutzen, die darauf angewiesen sind, die gesellschaftlich von Benachteiligung betroffen sind (z.B. aufgrund enger Wohnverhältnisse). Wird bei der Aktivierung also „zufällig“ so vorgegangen, wie es grad passt, oder die Ressourcen es zulassen, werden (unbewusst) Entscheidungen getroffen, welche Gruppen in die Gemeinwesenprozesse einbezogen werden. Die Anforderung die sich an die MitarbeiterInnen von wohnpartner stellt, ist also, methodische Settings so zu wählen, dass möglichst viele unterschiedliche Menschen erreicht werden, insbesondere aber die, die sich wenig einbringen. Die nächste Anforderung besteht darin, zu entscheiden, welche, Menschen und Gruppen mehr und welche weniger Unterstützung benötigen. Hier kann es zwischen der offenen Jugendarbeit und der wohnpartner-Arbeit zu Konflikten kommen. Je nach Situation in den Wohnhausanlagen, wird wohnpartner einmal mehr die Interessen der Jugendlichen unterstützen müssen, einmal mehr die von anderen Gruppen, z.B. Eltern mit ihren Kleinkindern. Parteiliches Handeln in der Gemeinwesenarbeit heißt also, dass Entscheidungen getroffen werden, welche Gruppen und Menschen welche Unterstützung brauchen. Parteilichkeit in der Gemeinwesenarbeit heißt aber nicht, dass die GemeinwesenarbeiterInnen nicht weiterhin wertschätzend Kontakt zu möglichst allen Gruppen halten. Ganz ähnlich stellt sich das in der parteilichen Jugendarbeit dar – in Bezug auf unterschiedliche Jugendliche und Gruppen, sowie die Kommunikation mit Erwachsenen.

Die unterschiedlichen situationsbedingte Machtverhältnisse in den Anlagen haben zur Konsequenz, dass die lokale Jugendarbeit und das lokale wohnpartner-Team die Kooperation immer wieder aufs neue aushandeln und definieren müssen. Unprofessionell (und eine Verschwendung von Ressourcen) wäre es, wenn die jeweiligen Gruppen in den Anlagen von den Profis „aufeinandergehetzt“ werden. Ein Aushandlungsprozess zwischen den Einrichtungen im Vorfeld ist daher notwendig. Dabei werden dieselben Teams in unterschiedlichen Wohnhausanlagen unterschiedliche Formen der Kooperationen entwickeln müssen – eine große Anforderung an die Professionalität der lokalen Teams. Einmal wird es zur Entscheidung kommen, dass wohnpartner sich gemeinsam mit der Jugendarbeit für eine Verbesserung der Situation der Jugendliche einsetzt. Ein andermal wird es zur Aufgabenteilung kommen, bei der wohnpartner z.B. ruhebdürftige AnrainerInnen organisiert, während die Jugendarbeit die Jugendlichen unterstützt. Diese Konstellation stellt die größte Anforderung dar – einerseits zu kooperieren, andererseits aber unterschiedliche Interessenslagen zu unterstützen. Aushandlungsprozesse der Profis führen zu Transparenz, was Grundlage dafür ist, dass auch konflikthafte Aushandlungsprozesse zwischen unterschiedlichen Gruppen und Menschen in den Anlagen konstruktiv möglich ist

„Platzhirsch“ versus „Frischling“

Rund um „Parteilichkeit“ wurden bei der Fachtagung aber auch (territoriale) „Zuständigkeits-Fragen“ auf lokaler Ebene verhandelt. Hier besteht die Anforderung, sensibel damit umzugehen, dass Einrichtungen in den Gebieten über unterschiedliches Wissen und Kontakte verfügen. Wohnpartner-MitarbeiterInnen müssen in manchen Gebieten mit Jugendarbeit zusammenarbeiten, die dort schon lange (gemeinwesenorientiert) tätig ist. Umgekehrt stellt sich für die JugendarbeiterInnen die Frage, wie sie damit umgehen, wenn wohnpartner ihrem Auftrag gemäß in Gebieten neu tätitg wird, in denen sie schon lange arbeiten. Dies erfordert große gegenseitige Offenheit der lokalen Teams.

Institutionelle Konkurrenz

Die dritte Ebene, die über „Parteilichkeit“ verhandelt wird, betrifft die Dimension der institutionellen Logiken. Dabei stellt sich die Frage, wie die Kooperation zwischen „der Jugendarbeit“ bzw. deren Einrichtungen und wohnpartner gestaltet wird. Wer tritt mit welchen Anliegen in die Öffentlichkeit? Welche Konkurrenzen entwickeln sich und wie wird damit umgegangen?


Politische Symbolik und fachlich begründetes Handeln

Schließlich wirkt auch eine politische Ebene in die Auseinandersetzung um Parteilichkeit. Öffentlich finanzierte Soziale Arbeit hat nicht nur Auswirkungen auf die Menschen, an die sie sich richtet, sie dient auch dazu, politische Präsenz zu zeigen, öffentlich zu machen, dass etwas für die Menschen getan wird. Auch aus dieser Perspektive stellt sich die Frage, ob ein Arbeitsansatz gegenüber einem anderen an Bedeutung verliert. Auch wenn diese politische Symbolik nachvollziehbar ist und Berechtigung hat, muss die fachliche Argumentation sich von dieser Dynamik distanzieren. Das professionelle Handeln muss fachlich begründet sein.

Differenzierung als Voraussetzung für Kooperation

Da diese unterschiedlichen Ebenen in die Diskussion auf der Fachtagung kaum auseinandergehalten wurden, war die Stimmung teils sehr emotional. Aber erst wenn diese Differenzierung erfolgt, ist es möglich, die fachliche Auseinandersetzung konstruktiv zu führen und die notwendigen Kooperationen professionell zu gestalten. Es ist zu hoffen, dass die Betroffenen auf allen Ebenen diesen hohen Anforderungen gerecht werden.

Soziale Einrichtungen unterstützen den sozialen Frieden im öffentlichen Raum

mein Kommentar in öneri, Mai 2011,
http://www.oneri.at/news/haberler/article/soziale-einrichtungen-unterstuetzen-den-sozialen-frieden-im-oeffentlichen-raum.html

Seit Anfang Mai sind in den Sommermonaten wieder vermehrt Dienste im öffentlichen Raum unterwegs, ausgerüstet mit eigenen Jacken, Taschen, Rucksäcken und Fahrrädern. Sie heißen „WasteWatcher“, „Ordnungsberater“, „Fair-Play“ und „wohnpartner unterwegs“. Im Vorjahr entstand für viele der Eindruck, dass es dabei um eine Wahlkampfstrategie handelte, mit der gezeigt werden sollte, dass für Ruhe und Ordnung im öffentlichen Raum gesorgt wird. Ein Jahr später kann das differenzierter betrachtet und diskutiert werden. Tatsächlich nämlich unterscheiden sich die Angebote sehr stark voneinander – nämlich als Einrichtungen, die tatsächlich auf die Einhaltung von Regeln und Ordnung achten und auch über Sanktionsmöglichkeiten verfügen. Andererseits als Angebote der sozialen Arbeit, die das Zusammenleben unterschiedlicher Menschen im öffentlichen Raum mit kommunikativen Mitteln verbessern sollen. Die „Ordnungsberater“ von Wiener Wohnen beispielsweise haben die Aufgabe, die Einhaltung der Hausordnung zu kontrollieren und bei Verstöße zu sanktionieren.

„Wohnpartner“ hingegen, eine Einrichtung des „Wohnservice Wien“, ist in den Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien unterwegs, um mit den Menschen zu reden, sie bei Ihren Anliegen zu unterstützen, sie bei Beschwerden an die richtigen Stellen zu weiterzuleiten und zu vermitteln, wenn es mal Konflikte in den Höfen gibt. „Wohnpartner“ unterstützt die Menschen im Gemeindeau im ganzen Jahr. Sie helfen bei der Konfliktregelung, u.a. bei Nachbarschaftskonflikten. Es wird aber auch „gemeinwesenorientiert“ gearbeitet. Dabei werden die Menschen dabei unterstützt, ihre Anliegen in Bezug auf ihr Wohnumfeld zu artikulieren, sich zu organisieren und sich für ihre Anliegen einzusetzen. In den warmen Jahreszeiten sind die „wohnpartner-MitarbeiterInnen“ verstärkt in den Wohnhausanlagen anzutreffen – auch in den Abendstunden.

„Faiplay“ hingegen, eine von der MA 13 (Bildung und außerschulische Jugendbetreuung) und den jeweiligen Bezirken finanzierte Einrichtung, soll ein rücksichtsvolles Zusammenleben im öffentlichen Raum, insbesonders in den Parks fördern. Die „Fair-Play“-Teams sind von Mai bis September in den Abendstunden in 16 Bezirken unterwegs. Sie nehmen mit den NutzerInnen des öffentlichen Raums Kontakt auf, suchen das Gespräch und vermitteln bei Konflikten. Sowohl die „Fair-Play-Teams“ als auch die Teams von „wohnpartner“ sind durch Taschen bzw. Bekleidung erkennbar. So kann jede und jeder selbst entscheiden, ob er bzw. sie Kontakt mit den MitarbeiterInnen der Dienste aufnehmen oder mit den MitarbeiterInnen reden wollen. Beide Einrichtungen sind für alle Menschen und NutzerInnen offen, „wohnpartner“ im Gemeindebau, „Fair-Play“ im sonstigen öffentlichen Raum in den Bezirken – sie reden mit allen, die das wollen. Beide Einrichtungen haben eines gemeinsam: Sie setzen keine Regeln durch und sanktionieren keine Verstöße, sondern sie wollen für mehr Verständnis untereinander sorgen. Die Idee dabei ist, dass es nachhaltiger ist, wenn Menschen sich verständigen und miteinander reden – nachhaltiger für ein gutes soziales Klima – nachhaltiger, als die Durchsetzung von Regeln von diversen Diensten. Natürlich bracht es auch diese Einrichtungen – allen voran die Polizei, wenn Gesetze gebrochen werden, und insbesondere wenn Gewalt im Spiel ist. Die Arbeit sowohl von „wohnpartner“ als auch von „Fair-Play“ ist dabei aber auch nicht immer ohne Konflikte. Beide Einrichtungen können Konflikte nicht vermeiden. Im Gegenteil: manchmal werden Konflikte erst sichtbar, wenn mit den Menschen geredet wird. Aber Konflikte die sichtbar werden, können auch ausgetragen werden, können ausverhandelt werden. Beide Einrichtungen also fördern in gewisser Weise, dass Konflikte sichtbar und bearbeitbar werden. Dabei sind beide Einrichtungen Prinzipien der sozialen Arbeit verpflichtet, unter anderem dem, denen zu helfen, die schwächer sind. So kann gesichert werden, dass nicht die aus dem öffentlichen Raum verdrängt werden, die ihn besonders brauchen – z.B. Jugendliche, weil sie zu Hause zu enge Verhältnisse vorfinden, weil sie den öffentlichen Freiraum für ihre Entwicklung benötigen. Manchmal aber sind auch andere Gruppen im Nachteil, die dann besondere Unterstützung brauchen, z.B. ältere Menschen, die sich im Park treffen, weil sie dort ihre soziale Netze pflegen können.

Die warme Saison im Vorjahr hat übrigens gezeigt, dass in Wien keinerlei „Krieg um den öffentlichen Raum“ herrscht. Das Zusammenleben funktioniert weitgehend gut. Aber natürlich treffen unterschiedlichste Interessen aufeinander – besonders im öffentlichen Raum. Und die Gefahr, dass die verdrängt werden, die den öffentlichen Raum am notwendigsten brauchen, wird tendenziell größer, was besonders bei der Neugestaltung vieler Bahnhöfe in Wien sichtbar wird. So gesehen helfen Dienste wie „Fair-Play“ oder „wohnpartner“, die soziale Qualität des öffentlichen Raums bei steigenden Nutzungsdruck zu sichern.

Freitag, 1. April 2011

Freiraumgestaltung bei den Wohnbauforschungstagen

Bei der Veranstaltung Freiraumgestaltung bei den Wohnbauforschungstagen am 30.3.11 (http://www.wohnbaufestwochen.at/) ist eine Diskussion über die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Freiraumplanung entbrannt. Ausgangspunkt waren drei Projekte, u.a. die Evaluierung des ersten offiziellen Nachbarschaftsgartens im Wiener Gemeindebau initiiert und betreut vom Verein Wirbel. Die Ergebnisse dieser internen Evaluierung unter externer Begleitung durch Julia Emprechtinger und mir seitens des Kompetenzzentrums für Soziale Arbeit am FH Campus Wien wurden von Susi Staller (Wirbel) vorgestellt. Neben der Wirkung auf die GärtnerInnen wurde die Akzeptanz in der Nachbarschaft und die Bedeutung der professionellen Begleitung des Projekts betrachtet. Diskussionspunkte gab es dazu v.a. um die Erkenntnis, dass Gemeinschaftsgärten keine „Harmonie“ zwischen unterschiedlichen BewohnerInnen-Gruppen bringt, sondern vielmehr sozialräumliche Prozesse thematisieren, die ohnenhin in der Nachbarschaft vorhanden sind. Abgrenzungen zwischen Gruppen wurden durch den Garten sichtbarer, dafür auch besser bearbeitbar. Diskutiert wurde auch darüber, ob die „Mischung“ der GärtnerInnen gesteuert werden soll und kann. Die Evaluierung empfiehlt einen sensiblen Umgang und darauf zu achten dass unterschiedliche Gruppen Zugang zum Garten haben (die Präsentationsfolien finden sich auf http://www.wohnbaufestwochen.at/ ).

Die beiden anderen Projekte „Drehbuch Freiraum“ von János Kárász und „Freiraumsanierung in Wiener Gemeindebauten“ von Karin Standler, erweiterten den Blick auf den Freiraum im sozialen Wohnbau. Beide Projekte haben konventionelle Bilder über die Nutzung von Höfen aufgebrochen und damit Potenziale aufgezeigt. Rund um diese Projekte entbrannte eine Auseinandersetzung über NutzerInnen- und bedürfnisorientierter Planung auf der einen Seite und professionelle Planung mit einem Blick auf das Gesamte und die Ästhetik auf der anderen Seite. Einzelne Stimmen (z.B. Jutta Kleedorfer) meinten, dass es weniger um ein „entweder – oder“ gehen kann, sondern eine Ergänzung und ein Zusammenspiel beider Zugänge.

In Folge würde sich auch eine Diskussion darüber entschärfen, welche Disziplin für die Planung wichtiger ist, und zugunsten einer interdisziplinären bzw. sogar transdisziplinären Zusammenarbeit auflösen (so wie das rund um die Sozialraumanalyse Meidlinger Hauptstraße sehr gut gelungen ist). Aber die Diskussion an diesem Abend hat gezeigt, dass diese interdisziplinäre Verständigung offensichtlich noch viel Zeit und Raum braucht.

Partizipation als Chance und Herausforderung

Ich hatte die Ehre einen Kommentar für die österreichische Monatszeitung in türkischer und deutscher Sprache „öneri“ (http://www.oneri.at/index.php). In meinem blog ist er nun ebenfalls nachzulesen:

„Demokratisierung“ ist seit kurzem wieder in aller Munde. Nicht nur in der arabischen Welt fordern Menschen, die Gesellschaft mitzugestalten. Auch in Wien ist im neuen rot-grünen Regierungsprogramm viel von Demokratie und Partizipation zu lesen. Aber warum spielt dieses Thema auch in Österreich ein Rolle, wo es doch ein funktionierendes demokratisches System gibt, wo freie Wahlen stattfinden, wo politische Repräsentanten unterschiedliche Meinungen vertreten, wo Themen öffentlich diskutiert werden und gesellschaftliche Interessen in Gesetzen geregelt werden? Tatsächlich wird auch in westlichen Demokratien von der Krise der Demokratie geredet. Die Ursachen für diese Krise dürften vielfältig sein. Die Verschiebung der Machtverhältnisse von der Politik zur Wirtschaft in einer neoliberalen Gesellschaft spielt dabei eine ebenso gewichtige Rolle, wie die Globalisierung der Wirtschaft und des Kapitals. Die Welt ist komplizierter geworden, die Demokratie hingegen sind historisch stark mit dem System der Nationalstaaten verknüpft. Demokratische Institutionen wie das Parlament, sowie die politischen Parteien scheinen in dieser Welt an Macht zu verlieren. Viele Menschen haben das Gefühl, dass sich „die Politik“ von den Menschen entfernt hat. „Das Gemeinsam“ bzw. „das Gemeinwohl“, das durch die Demokratie geschaffen werden soll, wird in unserer Konkurrenzgesellschaft überhaupt als anstrebenswertes Ziel in Frage gestellt.

Partizipation wird von manchen als ein möglicher Lösungsansatz in Zeiten der Krise der Demokratie gesehen. „Partizipation“ heißt dann, dass Menschen am Gemeinsamen, am Staat, an der Politik und an der Entwicklung der Gesellschaft aktiv beteiligt werden - dass Menschen artikulieren, was sie brauchen und wollen, dass deren Interessen einfließen in die repräsentative Demokratie. Wenn Menschen sich beteiligen, teilhaben, sich als Teil der Gesellschaft fühlen, dann stärkt das das Gemeinsame und die Demokratie – so die Hoffnung.

Naheliegend erscheint dabei, dass Menschen verstärkt in die Gestaltung des unmittelbaren Umfelds, des Stadtteils, der Kommunen verstärkt einbezogen werden – einerseits weil das Lokale überschaubarer ist, gestaltbar erscheint, andererseits, weil Menschen zusehends auch mehr einfordern, ihr unmittelbares Umfeld zu gestalten – Stuttgart 21 kann hier ebenso genannt werden, wie der Augarten in Wien, oder der Bau von Moscheen. Aber an dieser Stelle wird auch deutlich, dass nicht alle Probleme über die Beteiligung der BürgerInnen gelöst werden können. Die gewählten RepräsentantInnen müssen möglicherweise ihr Selbstverständnis verändern. Sie haben in partizipativ ausgerichteten Demokratien vielleicht nicht nur die Aufgabe, für die WählerInnen zu sprechen, sondern darauf zu achten, dass Menschenrechte und die Rechte von Minderheiten geachtet werden und einfließen können. Eine partizipativ ausgerichtete Demokratie ist somit konfliktreich – ein Zugang der Aushandlung auch entgegengesetzter Interessen. Der Ausbau partizipativer Elemente in unseren Demokratien wirft allerdings weitere schwierige Fragen auf: Welche Fragen sollen partizipativ behandelt werden? Wer soll letztendlich entscheiden und die Verantwortung tragen, welche Instrumente der partzipativen Demokratie (von Aushandlungsprozessen im Stadtteil, über kommunale partizipative Budgets bis zur Volksbefragung) sind für welche gesellschaftlichen Fragen (von der Gestaltung eines Parks, über die Stadtteilgestaltung und die Schule bis zur Verkehrsplanung) geeignet? Und sollen Menschen nur auf lokaler Ebene direkt partizipiert werden? Gibt es räumliche Grenzen? Sollen gesamtstädtische Themen auch partizpativ behandelt werden und wie? Und wie sollen die unterschiedlichsten Interessensgruppen, und v.a. auch die beteiligt werden, die sich schwerer tun, sich in den öffentlichen Diskurs einzubringen?

Partizipation, die Beteiligung von Menschen ermöglicht also, dass menschliche und Gemeinwohl-Interessen gestärkt werden – auch gegenüber einseitigen ökonomischen Interessen. Allerdings stellen sich viele Fragen, wie partizipative Demokratie organisiert werden kann. Fragen die geklärt werden müssen, wenn Partizipation wirksam sein soll.

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