Donnerstag, 25. November 2010

4. Ausgabe von www.sozialraum.de

Seit einiger Zeit ist die 4. Ausgabe des Online-Journal
www.sozialraum.de
online.
aus dem Bewerbungstext:

In der Ausgabe 2/2010 werden mit internationalen Perspektiven zur Sozialraumdebatte und Analysen zur Bedeutung virtueller Räume im sozialräumlichen Kontext zwei Themenschwerpunkte verfolgt.
Ergänzt werden die Schwerpunktthemen durch Grundlagentexte von Lothar Böhnisch und Richard Krisch zum Thema „Raum und politische Bildung“, die Darstellung der Methode „Netzkarten“, einer Sozialraumanalyse aus dem Wiener Projekt „Jugendzone Ottakring“ sowie den partizipationsorientierten Praxisbeispielen „Hoch vom Sofa“ und „Hofpalaver“.
sozialraum.de erscheint halbjährlich als offen zugängiges Online-Journal zur Sozialraumdebatte in der Sozialen Arbeit und den Sozialwissenschaften. Mit der Ausgabe 2/2010 ist die bislang vierte Edition erschienen. Die Zeitschrift wird von Ulrich Deinet, Christian Spatscheck, Richard Krisch und Christian Reutlinger herausgegeben. Die Beiträge aus früheren Ausgaben sind über ein Archiv weiterhin zugängig.

Sonntag, 24. Oktober 2010

GWA als eine Antwort auf Rechtspopulismus

Das Wiener Wahlergebnis kann aus gemeinwesenorientierter Sicht so gedeutet werden: In „unsicheren“ Zeiten (digitale globale Marktwirtschaft), in denen sich die Anforderungen an Staat, Demokratie und die einzelnen Menschen stark verändern, müssen Formen gefunden werden, in denen Menschen ihre Verunsicherungen formulieren können. Während der Rechtspopulismus ein Interesse daran hat, dass Menschen sich unsicher fühlen, damit einfache Lösungen versprochen werden können, stellen sich die Bedürfnisse der Menschen immer differenzierter dar. Folgedessen besteht die Notwendigkeit, spezifische Arrangements zu schaffen, in denen die Menschen unterschiedlicher Milieus gezielt angesprochen werden können. Die Involvierung und Teilhabe von Menschen könnte somit ein längerfristiges Gegenprogramm zum Rechtspopulismus darstellen. Gemeinwesenorientierte Kommunikations-, Beteiligungs- und Aushandlungsprozesse stellen dabei niederschwellige Bildungsprozesse dar. Diese Prozesse müssten sich sozialräumlich und milieuspezifisch sehr unterschiedlich darstellen (es macht z.B. einen Unterschied, alteingesessene Gemeindebau-BewohnerInnen in einer Stadtrandsiedlung zu involvieren, oder „die Mittelschicht“ einer Genossenschaftsanlage im innerstädtischen Bereich ... - siehe dazu auch den Beitrag von Joseph Gepp im Falter 42/10).
Betont werden muss an dieser Stelle, dass GWA (oder sozialräumlich-milieuspezifische Kommunikationsangebote) sicher nicht alle Probleme in einer sich wandelnden Stadt lösen, sondern nur einen Beitrag leisten kann. Die milieuspezifische Intensivierung von Bildungsangeboten wird es genauso brauchen, wie die Sicherung der sozialen Sicherungssysteme.

Kamingespräch: Umbau der Wiener Drogenarbeit

Beim Kamingespräch am 13.10.2010 mit Michael Dressel, Drogenkoordinator von Wien, am FH Campus Wien wurde sehr kontrovers diskutiert. Insbesondere die Bedeutung des öffentlichen Raums für Menschen mit Dorgenerkrankungen war umstritten. Einerseits wurde argumentiert, dass es Ziel einer Drogenarbeit sein muss, die Süchtigen von der Straße in die Einrichtungen zu bekommen. Entgegengesetzt wurde, dass der öffentliche Raum eine wichtige Rolle dabei spielt, Kontakt mit Süchtigen herzustellen, die sonst in den privaten Raum „verschwinden“. Auch über die Rolle der Sozialen Arbeit bestand Uneinigkeit: Während einerseits vertreten wurde, dass die Soziale Arbeit auch die Interessen von AnrainerInnen und anderen AkteurInnen im öffentlichen Raum vertreten sollten, meinten andere, dass die Soziale Arbeit in der Drogenarbeit die Aufgabe hat, die Interessen der Suchterkrankten zu vertreten.
Michael Dressel konnte bei dieser Veranstaltung außerdem veranschaulichen, dass das Angebot für Drogensüchtige in Wien in den letzten Jahren stark ausgebaut wurde und klärte über die Veränderungen des Angebots auf.

GWA-Tagung, 4.-6-10.10, Strobl

Die GWA-Tagung „Soziale Arbeit und Erwachsenenbildung im Dialog“ im Bundesinstitut für Erwachsenenbildung in Strobl am 4.-6.10.2010 ist und wird auf www.gemeinwesenarbeit.at dokumentiert. Mein ganz persönliches Fazit nach der Tagung ist hier zu lesen:

Aus meiner Sicht sind zwei Ansprüche der Tagung sehr gut gelungen:

1. Die langjährige Tradition der ländlichen GWA – eng verbunden mit der Erwachsenenbildung und ausgedrückt in den GWA-Werkstätten in BIFEB in Strobl – konnten mit der kürzeren Tradition der GWA – eher verknüpft mit der Sozialen Arbeit im städtischen Raum und den Vernetzungsstrukturen der GWA in Wien und Linz – in dieser Tagung verbunden werden. Das Vorbereitungsteam war besetzt aus beiden Traditionen, das Programm wurde gemeinsam entwickelt, die TeilnehmerInnen kamen aus beiden Bereichen und die Begegnung von Erwachsenenbildung und Sozialer Arbeit, Stadt und Land hab ich als äußerst belebend und produktiv erlebt.

2. Die Auseinandersetzung zu Sozialen Raum und welche Konsequenzen für die GWA sich daraus ableiten ist insgesamt sehr gelungen – auch wenn diese Auseinandersetzung doch sehr anspruchsvoll ist. Dank Christian Reutlinger kann das Wechselverhältnis zwischen „Sozialraumarbeit“ und GWA neu diskutiert werden. Aber auch die Workshops zeigten, dass unterschiedliche räumliche Dimensionen Berücksichtigung finden (können). Am Beispiel des WS zu „Guerilla Garden“ will ich das kurz benennen: ausgehend von einem sehr „territorialen Stück Erde“, werden gesellschaftliche Fragestellungen der Armut (z.B. Subsistenzwirtschaft in New York), der Integration (Kommunikation und Aushandlung zwischen Milieus), der Aneignung von Raum (selbstverwaltete Formen der Bepflanzung) und globaler Wirtschaftsprozesse (Patentierung von Saatgut durch internationale Konzerne) diskutierbar.


Entwicklungsfähigkeit besteht darin, die Tagung bzw. www.gemeinwesenarbeit.at als Plattform zu etablieren, über die PraktikerInnen der GWA unabhängig ihrer Trägerorganisationen über ihre Probleme in der Praxis austauschen und reflektieren können. So konnte ich zwar einen Raum des Austauschs zwischen Praxis und Wissenschaft beobachten, aber v.a. KollegInnen aus dem Osten, insbesondere aus Wien waren nur sehr wenige vertreten (was wahrscheinlich auch mit geographischen und terminlichen Problemen zu tun hatte). Ich versteh das aber eher als Herausforderung für die nächste GWA-Tagung in Strobl, ich freu mich jetzt schon darauf. Die website www.gemeinwesenarbeit.at bleibt der community als Plattform jedenfalls erhalten und hat das Potenzial für weiterführenden Austausch, auch in den Zeiträumen zwischen den Tagungen – dem BIFEB, Christian Kloyber und David Röthler will ich dafür ausdrücklich danken!

Freitag, 8. Oktober 2010

Umbau der Wiener Drogenarbeit?

Reminder: Kamingespräche
Zum Thema: Umbau der Wiener Drogenarbeit?

Mit: Michael Dressel, MA (Wiener Drogenkoordinator, SD Wien)
Moderation: Christoph Stoik

Mittwoch, 13.10.2010, 16:00-18:00, FH Campus Wien, B.E.01

Donnerstag, 22. Juli 2010

GWA Tagung in Strobl

Am Mo, 4.- Mi, 6. Oktober 2010 findet am Bundesinstitut für Erwachsenenbildung in Strobl wieder eine Tagung zu Gemeinwesenarbeit statt.

http://www.gemeinwesenarbeit.at

Mit dieser Tagung werden unterschiedliche Traditionen des Diskurses rund um Gemeinwesenarbeit verknüpft. Das Netzwerk Gemeinwesenarbeit, getragen v.a. von Lehrenden der Fachhochschulen zu Sozialer Arbeit trifft auf das Netzwerk der Erwachsenenbildung, das sich seit 1979 am BIFEB in Strobl mit GWA auseinandersetzt. AkteurInnen der Gemeinwesenarbeit aus unterschiedlichen Professionen - sowohl aus dem ländlichen als auch aus dem städtischen Räumen - werden dabei angesprochen, in Auseinandersetzung und Austausch zu treten.

Mich freut dabei, dass es wieder einen Raum zur Reflexion für GemeinwesenarbeiterInnen gibt.

Unter dem Titel „Soziale Arbeit und Erwachsenenbildung im Dialog“ wird u.a. eine Bestandsaufnahme zur GWA in Österreich vorgenommen (Eva Sing).
Außerdem wird reflektiert, welche Antworten Gemeinwesenarbeit in Zeiten großer gesellschaftlicher Herausforderungen geben kann. Kritisch wird dabei das Raumverständnis in der GWA und in der Erwachsenenbildung hinterfragt, angeregt durch ein Referat von Christian Reutlinger.

Anemeldung und Zimmerreservierung: http://www.bifeb.at/
kein Tagungsbeitrag

Tagung am FH Campus Wien

Auf der Tagung "Lust am Konkreten! Ansprüche und Widersprüche Sozialer Arbeit", organisiert von Verein kriSo – Kritische Soziale Arbeit und der Studiengang Soziale Arbeit an der FH Campus Wien, besteht die Möglichkeit in fachlichen, kritischen Diskurs zu treten.

Damit kann der FH Campus Wien einen Diskurs- und Reflexionsort auch für die GWA (insbesondere in Wien) anbieten. In einem Workshop wird zu „Gemeinwesenarbeit konkret: Bildungsarbeit im Gemeindebau?“ diskutiert werden.

Zeit: Do, 4.11., 13:30 Uhr - Fr, 5.11., 17:00 Uhr
Ort: FH Campus Wien, Favoritenstraße 226, 1100 Wien

Anmeldungen und weitere Infos ab August unter http://www.kriso.at.
Tagungsbeitrag: VollzahlerInnen: € 120,– / Studierende: € 40,–

Mittwoch, 14. Juli 2010

Protest gegen Verdrängung vom Karlsplatz

Seit über einem Monat kann jedeR beobachten, wie die "Drogenszene" vom Karlsplatz vertrieben wird. Überraschend war, wie wenig das im Vorfeld kritisch und offen diskutiert wurde. Jetzt regt sich doch Widerstand: Am kommenden Samstag, 17.7.10 wird ab 15.00 Uhr ein Aktionstag am Karlsplatz abgehalten:

nähere Infos:
http://lisasyndikat.wordpress.com/2010/07/09/aktionstag-gegen-die-karlsplatzsauberung/

Freitag, 4. Juni 2010

Videoüberwachung soll weiter ausgebaut werden

Nachdem die Videoüberwachung im Gemeindebau auf 23 Wohnhausanlagen ausgebaut wird
(s. z.B. http://www.vienna.at/news/wien/artikel/video-ueberwachung-im-gemeindebau-jetzt-dauerhaft/cn/news-20091229-02355219)

soll der Wille zur Videoüberwachung lt. Presse auch am Parteitag der Wiener SPÖ bekräftigt worden sein:
http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/569852/index.do

Hier scheinen sich offensichtlich kurzsichtige populisitsche politische Interessen mit wirtschaftlichen Interessen (der Sicherheitsindustrie) zu finden ....

Zahlen wird im Gemeindebau in Zukunft sicher der/die MieterIn - obwohl der Probebetrieb ja "zentral" finanziert wurde.

Interessante Informationen dazu bietet die ARGE DATEN:
http://www2.argedaten.at/php/cms_monitor.php?q=PUB-TEXT-ARGEDATEN&s=23192zuh


Gesellschaftspolitisch halte ich es nach wie vor für sehr problematisch, soziale Probleme von Nachbarschaften mit Videoüberwachung zu bearbeiten - siehe dazu meine älteren Beiträge, u.a.: http://stoik.twoday.net/stories/5485824/

Sonntag, 9. Mai 2010

Tagung 4.-6.10.2010

Am 4.-6.10.2010 wird im Bundesinstitut für Erwachsenenbildung eine Tagung zu Gemeinwesenarbeit stattfinden. Die Tradition aus der Erwachsenenbildung, die v.a. im ländlichen Raum wirksam wurde (Stichwort "Eigenständige Regionalentwicklung" und "Toni Rohrmoser") wird dabei verknüpft mit der jüngeren Tradition der Bundesvernetzung der GemeineinwesenarbeiterInnen, die u.a. von den FHs für Soziale Arbeit in den österreichischen Städten getragen wird. Aus diesen beiden Richtungen setzt sich auch die Arbeitsgruppe zusammen, die die Tagung organisiert u.a. mit Martin Geser, Karl Hofinger, Wolfgang Kellner, Christian Kloyber, Elisabeth Kornhofer, Christian Ocenasek, Christoph Stoik, Stefan Vater, Ingrid Wagner und technisch unterstützt von David Röthler.

Als HauptreferentInnen konnte bereits Christian Reutlinger und Eva Sing (Buch über Gemeinwesenarbeit in Österreich) gewonnen werden.
Demnächst wird es auf www.gemeinwesenarbeit.at laufend Informationen über die Tagung geben.

Sonntag, 25. April 2010

GWA in Wien zwischen Ordnungspolitik und Emanzipation

In Wien tut sich ja Einiges in Bezug auf die Gemeinwesenarbeit. Da ich persönlich teilweise sehr involviert bin, möchte ich meine Einschätzung und meine Gedanken dazu in der Fachöffentlichkeit zur Diskussion stellen. Ich berate „wohnpartner“, führe Schulungen auch für „wohnpartner-unterwegs“ durch und hab mich auch bei der Einschulung der „fairplay“-MitarbeiterInnen beteiligt. Das tue ich deshalb, weil ich sehe, dass es starke Kräfte in den betroffenen Organisationen, aber auch bei politisch Verantwortlichen gibt, die ernsthaft an kommunikativer, fachlich begründeter Sozialer Arbeit interessiert sind. Gemeinwesenorientierte Zugänge sind sowohl bei „wohnpartner“, „wohnpartner-unterwegs“, als auch „fairplay“ (aber auch anderen bestehenden wenn auch diskutierten Angeboten der sozialen Arbeit, wie bei „sam“) zu erkennen. In all diesen Projekten bzw. Einrichtungen sind Zugänge zu finden, bei denen es um emanzipatorische Prozesse geht, bei denen Menschen dabei unterstützt werden sollen, Handlungs- und Konfliktlösungskompetenzen zu erweitern und nachhaltige Kommunikationsformen zu entwickeln.

Auf der anderen Seite ist überdeutlich zu erkennen, dass es AkteurInnen gibt, die alle Maßnahmen ausschließlich unter einer Sicherheits- und Ordnungsperspektive sehen wollen. Dabei meine ich nicht nur politische AkteurInnen unterschiedlicher Parteien, sondern v.a. auch viele Medien. Der Druck der dabei auf die MitarbeiterInnen dieser Projekte wirkt ist m.E. sehr groß. Auf der einen Seite spüren sie, dass es Erwartungen gibt, dass Konflikte minimiert, unterdrückt, gelöst werden, damit Ruhe herrscht. Auf der anderen Seite, wollen die Einrichtungen und deren MitarbeiterInnen nachhaltig und kommunikativ, nicht verdrängend wirksam sein.

Umso wichtiger erscheint mir, dass die Einrichtungen und die MitarbeiterInnen diesen Druck standhalten, aber auch schon jetzt zeigen, dass kommunikative, emanzipatorische Vorgehensweisen auch nachhaltig wirksam werden, z.B. in der Etablierung von GWA-Projekten, was dann aber auch öffentliche dargestellt werden muss.
Nur zu warten, dass es nach der Wien-Wahl besser wird, halte ich für Vergeudung von Ressourcen und für frustrierend für alle Beteiligten. Außerdem ist fraglich, ob danach wirklich alles anders sein wird, und der Druck auf Sicherheits- und Ordnungsorientierung der Sozialen Arbeit wirklich abnehmen wird. Der fachliche differenziert Austausch, der aber auch hart und kritisch geführt werden soll, halte ich dabei für unbedingt notwendig – dies soll damit auch eine erste Einladung dazu sein.

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