Dienstag, 14. Juni 2011

Voranküdnigung GWA-Tagung in Strobl

„In welcher Gesellschaft wollen wir wie leben?“
Gemeinwesenarbeit, Erwachsenenbildung und Soziale Arbeit im Dialog.
Tagung der Reihe Dialog Lebenslangen Lernens

2. bis 4. November 2011

Angesichts der drängenden neuen sozialen Fragen, wie dem Anstieg der Armut und des Zerfallens vieler Gesellschaften in Spielräume des eigennützigen Handelns auf Kosten aller versuchen Gemeinwesenarbeit und soziale Arbeit die Netzwerke solidarischen Lebens zu erhalten.
Aber, was ist eine lebenswerte, gute Gesellschaft, die uns zumindest als Vorstellung als Orientierungspunkt dienen kann?
Gesellschaftliche Alternativen sind nur noch schwer vorstellbar, mit der neoliberalen Wende, der Ich-orientierten Konkurrenzgesellschaft und verstärkt durch eine vorgegebene Projektkultur, vorangetrieben durch Produktivitätsdruck, Zeit- und Ressourcenknappheit, Finanzierung und Qualitätssicherung wird die scheinbare Unveränderlichkeit der gesellschaftlichen Realität erdrückend und alternativenlos.

Es stellt sich die Frage, wie tatsächlich kooperatives Vorgehen in einer Konkurrenzgesellschaft zu verwirklichen ist? Welche Form von („der“) Gesellschaft soll über Gemeinwesenarbeit und Soziale Arbeit überhaupt angestrebt werden? Welche Rolle wird dem lebenslangen Lernen zugesprochen?

Konkrete und exemplarische Beispiele aus der Praxis, unterstützende und kontroversielle Statements und theoretische fundierter Überblick gestalten unseren Raum für den Dialog. Workshops zu den übergeordneten gemeinsamen Feldern: Ökonomie, Ökologie, Demokratie und Bildung sollen an Beispielen aus der Praxis den Dialog schärfen und vertiefen.

Ort:
Bundesinstitut für Erwachsenenbildung St. Wolfgang,

Bürglstein 1-7, A-5350 Strobl
www.bifeb.at / ++43 6137 6621-0 / office@bifeb.at

Austellung U-Bahnstation Josefstädter Straße

Einladung
zur Vernissage des Projektes "Freiraum/Sozialraum - Neugestaltung der Freibereiche um die U-Bahnstation Josefstädter Straße"

am Di, 21. Juni 2011 ab 18.00 Uhr

Im Kubus EXPORT Der Transparente Raum (Lerchenfelder Gürtel/Stadtbahnbogen 43/Josefstädter Straße/Uhlplatz

Studierende des Masterstudiengangs „Sozialraumorientierte und klinische Soziale Arbeit“ am FH Campus Wien konzipierten und führten mit Studierenden am Fachbereich für Landschaftsplanung und Gartenkunst auf der TU Wien eine Sozialraumanalyse durch, die die Grundlage für die Entwürfe der TU-Studierenden war.
Diese Entwürfe werden bei der Ausstellung präsentiert.

Eröffnet wird die Ausstellung von DI Dr. wolfgang Sengelin, Koordinator Zielgebiet Westgürtel.

Wohnpartner-Fachtagung zu Parteilichkeit

Am 13.4.2011 fand die erste Fachtagung zu Gemeinwesenarbeit als Kooperation zwischen wohnpartner und FH Campus Wien statt. Unter dem Titel „Parteilichkeit und Allparteilichkeit in der Gemeinwesenarbeit– ein Widerspruch?“ wurde emotional und kontrovers diskutiert. Mit dieser Fachtagung geht wohnpartner in einen öffentlichen Fachdiskurs und der FH Campus Wien nimmt seine Aufgabe war, einen Ort für diesen Diskurs zur Verfügung zu stellen. Die TeilnehmerInnen waren großteils TeamleiterInnen bzw. auch GeschäftsführerInnen aus der offenen Wiener Jugendarbeit und aus der Gemeinwesenarbeit. Rückblickend mischten sich in der Diskussion unterschiedlichste Ebenen, die im folgendem Statement auseinandergehalten werden sollen. Der Diskurs hat jedenfalls ergeben, dass die Auseinandersetzung rund um Parteilichkeit komplex wird, wenn differenziert wird. Umstritten war schließlich, inwiefern ein Begriff der „Parteilichkeit“ überhaupt hilfreich ist für den Fachdiskurs und die Kooperation. Andererseits zeigt die Tagung, dass die Auseinandersetzung um diesen Begriff, die professionelle Wahrnehmung schärft und Ausgangspunkt für Klärungs- und Aushandlungsprozesse ist.

Situationsbedingte Aushandlung der Profis

Auf der lokalen Ebene zeigt sich, dass der Unterschied in Bezug auf den Auftrag an die offene Jugendarbeit und an wohnpartner zu Konflikten führen kann. Die Jugendarbeit hat den Auftrag, die Interessen der Kinder und Jugendliche zu organisieren und zu vertreten, wohnpartner soll die Interessen aller BewohnerInnen des Gemeindebaus, aber auch die der NutzerInnen des öffentlichen Raums im Gemeindebau (Höfe) organisieren. Der Begriff „Allparteilichkeit“ verschleiert allerdings die unterschiedlichen Machtverhältnisse der Gruppen und Menschen im Gemeindebau und den Einfluss der Gemeinwesenarbeit. Durch jede Intervention stärkt wohnpartner eine Gruppe mehr, die andere weniger. Das kann zum Beispiel bei der Aktivierung festgemacht werden: Eine klassische Aktivierende Befragung im Rahmen einer Haushaltsbefragung erreicht beispielsweise eher erwachsene und ältere BewohnerInnen, weniger Jugendliche. Eine aktivierende Befragung im Hof hingegen erreicht eher die, die den öffentlichen Raum nutzen, die darauf angewiesen sind, die gesellschaftlich von Benachteiligung betroffen sind (z.B. aufgrund enger Wohnverhältnisse). Wird bei der Aktivierung also „zufällig“ so vorgegangen, wie es grad passt, oder die Ressourcen es zulassen, werden (unbewusst) Entscheidungen getroffen, welche Gruppen in die Gemeinwesenprozesse einbezogen werden. Die Anforderung die sich an die MitarbeiterInnen von wohnpartner stellt, ist also, methodische Settings so zu wählen, dass möglichst viele unterschiedliche Menschen erreicht werden, insbesondere aber die, die sich wenig einbringen. Die nächste Anforderung besteht darin, zu entscheiden, welche, Menschen und Gruppen mehr und welche weniger Unterstützung benötigen. Hier kann es zwischen der offenen Jugendarbeit und der wohnpartner-Arbeit zu Konflikten kommen. Je nach Situation in den Wohnhausanlagen, wird wohnpartner einmal mehr die Interessen der Jugendlichen unterstützen müssen, einmal mehr die von anderen Gruppen, z.B. Eltern mit ihren Kleinkindern. Parteiliches Handeln in der Gemeinwesenarbeit heißt also, dass Entscheidungen getroffen werden, welche Gruppen und Menschen welche Unterstützung brauchen. Parteilichkeit in der Gemeinwesenarbeit heißt aber nicht, dass die GemeinwesenarbeiterInnen nicht weiterhin wertschätzend Kontakt zu möglichst allen Gruppen halten. Ganz ähnlich stellt sich das in der parteilichen Jugendarbeit dar – in Bezug auf unterschiedliche Jugendliche und Gruppen, sowie die Kommunikation mit Erwachsenen.

Die unterschiedlichen situationsbedingte Machtverhältnisse in den Anlagen haben zur Konsequenz, dass die lokale Jugendarbeit und das lokale wohnpartner-Team die Kooperation immer wieder aufs neue aushandeln und definieren müssen. Unprofessionell (und eine Verschwendung von Ressourcen) wäre es, wenn die jeweiligen Gruppen in den Anlagen von den Profis „aufeinandergehetzt“ werden. Ein Aushandlungsprozess zwischen den Einrichtungen im Vorfeld ist daher notwendig. Dabei werden dieselben Teams in unterschiedlichen Wohnhausanlagen unterschiedliche Formen der Kooperationen entwickeln müssen – eine große Anforderung an die Professionalität der lokalen Teams. Einmal wird es zur Entscheidung kommen, dass wohnpartner sich gemeinsam mit der Jugendarbeit für eine Verbesserung der Situation der Jugendliche einsetzt. Ein andermal wird es zur Aufgabenteilung kommen, bei der wohnpartner z.B. ruhebdürftige AnrainerInnen organisiert, während die Jugendarbeit die Jugendlichen unterstützt. Diese Konstellation stellt die größte Anforderung dar – einerseits zu kooperieren, andererseits aber unterschiedliche Interessenslagen zu unterstützen. Aushandlungsprozesse der Profis führen zu Transparenz, was Grundlage dafür ist, dass auch konflikthafte Aushandlungsprozesse zwischen unterschiedlichen Gruppen und Menschen in den Anlagen konstruktiv möglich ist

„Platzhirsch“ versus „Frischling“

Rund um „Parteilichkeit“ wurden bei der Fachtagung aber auch (territoriale) „Zuständigkeits-Fragen“ auf lokaler Ebene verhandelt. Hier besteht die Anforderung, sensibel damit umzugehen, dass Einrichtungen in den Gebieten über unterschiedliches Wissen und Kontakte verfügen. Wohnpartner-MitarbeiterInnen müssen in manchen Gebieten mit Jugendarbeit zusammenarbeiten, die dort schon lange (gemeinwesenorientiert) tätig ist. Umgekehrt stellt sich für die JugendarbeiterInnen die Frage, wie sie damit umgehen, wenn wohnpartner ihrem Auftrag gemäß in Gebieten neu tätitg wird, in denen sie schon lange arbeiten. Dies erfordert große gegenseitige Offenheit der lokalen Teams.

Institutionelle Konkurrenz

Die dritte Ebene, die über „Parteilichkeit“ verhandelt wird, betrifft die Dimension der institutionellen Logiken. Dabei stellt sich die Frage, wie die Kooperation zwischen „der Jugendarbeit“ bzw. deren Einrichtungen und wohnpartner gestaltet wird. Wer tritt mit welchen Anliegen in die Öffentlichkeit? Welche Konkurrenzen entwickeln sich und wie wird damit umgegangen?


Politische Symbolik und fachlich begründetes Handeln

Schließlich wirkt auch eine politische Ebene in die Auseinandersetzung um Parteilichkeit. Öffentlich finanzierte Soziale Arbeit hat nicht nur Auswirkungen auf die Menschen, an die sie sich richtet, sie dient auch dazu, politische Präsenz zu zeigen, öffentlich zu machen, dass etwas für die Menschen getan wird. Auch aus dieser Perspektive stellt sich die Frage, ob ein Arbeitsansatz gegenüber einem anderen an Bedeutung verliert. Auch wenn diese politische Symbolik nachvollziehbar ist und Berechtigung hat, muss die fachliche Argumentation sich von dieser Dynamik distanzieren. Das professionelle Handeln muss fachlich begründet sein.

Differenzierung als Voraussetzung für Kooperation

Da diese unterschiedlichen Ebenen in die Diskussion auf der Fachtagung kaum auseinandergehalten wurden, war die Stimmung teils sehr emotional. Aber erst wenn diese Differenzierung erfolgt, ist es möglich, die fachliche Auseinandersetzung konstruktiv zu führen und die notwendigen Kooperationen professionell zu gestalten. Es ist zu hoffen, dass die Betroffenen auf allen Ebenen diesen hohen Anforderungen gerecht werden.

Soziale Einrichtungen unterstützen den sozialen Frieden im öffentlichen Raum

mein Kommentar in öneri, Mai 2011,
http://www.oneri.at/news/haberler/article/soziale-einrichtungen-unterstuetzen-den-sozialen-frieden-im-oeffentlichen-raum.html

Seit Anfang Mai sind in den Sommermonaten wieder vermehrt Dienste im öffentlichen Raum unterwegs, ausgerüstet mit eigenen Jacken, Taschen, Rucksäcken und Fahrrädern. Sie heißen „WasteWatcher“, „Ordnungsberater“, „Fair-Play“ und „wohnpartner unterwegs“. Im Vorjahr entstand für viele der Eindruck, dass es dabei um eine Wahlkampfstrategie handelte, mit der gezeigt werden sollte, dass für Ruhe und Ordnung im öffentlichen Raum gesorgt wird. Ein Jahr später kann das differenzierter betrachtet und diskutiert werden. Tatsächlich nämlich unterscheiden sich die Angebote sehr stark voneinander – nämlich als Einrichtungen, die tatsächlich auf die Einhaltung von Regeln und Ordnung achten und auch über Sanktionsmöglichkeiten verfügen. Andererseits als Angebote der sozialen Arbeit, die das Zusammenleben unterschiedlicher Menschen im öffentlichen Raum mit kommunikativen Mitteln verbessern sollen. Die „Ordnungsberater“ von Wiener Wohnen beispielsweise haben die Aufgabe, die Einhaltung der Hausordnung zu kontrollieren und bei Verstöße zu sanktionieren.

„Wohnpartner“ hingegen, eine Einrichtung des „Wohnservice Wien“, ist in den Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien unterwegs, um mit den Menschen zu reden, sie bei Ihren Anliegen zu unterstützen, sie bei Beschwerden an die richtigen Stellen zu weiterzuleiten und zu vermitteln, wenn es mal Konflikte in den Höfen gibt. „Wohnpartner“ unterstützt die Menschen im Gemeindeau im ganzen Jahr. Sie helfen bei der Konfliktregelung, u.a. bei Nachbarschaftskonflikten. Es wird aber auch „gemeinwesenorientiert“ gearbeitet. Dabei werden die Menschen dabei unterstützt, ihre Anliegen in Bezug auf ihr Wohnumfeld zu artikulieren, sich zu organisieren und sich für ihre Anliegen einzusetzen. In den warmen Jahreszeiten sind die „wohnpartner-MitarbeiterInnen“ verstärkt in den Wohnhausanlagen anzutreffen – auch in den Abendstunden.

„Faiplay“ hingegen, eine von der MA 13 (Bildung und außerschulische Jugendbetreuung) und den jeweiligen Bezirken finanzierte Einrichtung, soll ein rücksichtsvolles Zusammenleben im öffentlichen Raum, insbesonders in den Parks fördern. Die „Fair-Play“-Teams sind von Mai bis September in den Abendstunden in 16 Bezirken unterwegs. Sie nehmen mit den NutzerInnen des öffentlichen Raums Kontakt auf, suchen das Gespräch und vermitteln bei Konflikten. Sowohl die „Fair-Play-Teams“ als auch die Teams von „wohnpartner“ sind durch Taschen bzw. Bekleidung erkennbar. So kann jede und jeder selbst entscheiden, ob er bzw. sie Kontakt mit den MitarbeiterInnen der Dienste aufnehmen oder mit den MitarbeiterInnen reden wollen. Beide Einrichtungen sind für alle Menschen und NutzerInnen offen, „wohnpartner“ im Gemeindebau, „Fair-Play“ im sonstigen öffentlichen Raum in den Bezirken – sie reden mit allen, die das wollen. Beide Einrichtungen haben eines gemeinsam: Sie setzen keine Regeln durch und sanktionieren keine Verstöße, sondern sie wollen für mehr Verständnis untereinander sorgen. Die Idee dabei ist, dass es nachhaltiger ist, wenn Menschen sich verständigen und miteinander reden – nachhaltiger für ein gutes soziales Klima – nachhaltiger, als die Durchsetzung von Regeln von diversen Diensten. Natürlich bracht es auch diese Einrichtungen – allen voran die Polizei, wenn Gesetze gebrochen werden, und insbesondere wenn Gewalt im Spiel ist. Die Arbeit sowohl von „wohnpartner“ als auch von „Fair-Play“ ist dabei aber auch nicht immer ohne Konflikte. Beide Einrichtungen können Konflikte nicht vermeiden. Im Gegenteil: manchmal werden Konflikte erst sichtbar, wenn mit den Menschen geredet wird. Aber Konflikte die sichtbar werden, können auch ausgetragen werden, können ausverhandelt werden. Beide Einrichtungen also fördern in gewisser Weise, dass Konflikte sichtbar und bearbeitbar werden. Dabei sind beide Einrichtungen Prinzipien der sozialen Arbeit verpflichtet, unter anderem dem, denen zu helfen, die schwächer sind. So kann gesichert werden, dass nicht die aus dem öffentlichen Raum verdrängt werden, die ihn besonders brauchen – z.B. Jugendliche, weil sie zu Hause zu enge Verhältnisse vorfinden, weil sie den öffentlichen Freiraum für ihre Entwicklung benötigen. Manchmal aber sind auch andere Gruppen im Nachteil, die dann besondere Unterstützung brauchen, z.B. ältere Menschen, die sich im Park treffen, weil sie dort ihre soziale Netze pflegen können.

Die warme Saison im Vorjahr hat übrigens gezeigt, dass in Wien keinerlei „Krieg um den öffentlichen Raum“ herrscht. Das Zusammenleben funktioniert weitgehend gut. Aber natürlich treffen unterschiedlichste Interessen aufeinander – besonders im öffentlichen Raum. Und die Gefahr, dass die verdrängt werden, die den öffentlichen Raum am notwendigsten brauchen, wird tendenziell größer, was besonders bei der Neugestaltung vieler Bahnhöfe in Wien sichtbar wird. So gesehen helfen Dienste wie „Fair-Play“ oder „wohnpartner“, die soziale Qualität des öffentlichen Raums bei steigenden Nutzungsdruck zu sichern.

Freitag, 1. April 2011

Freiraumgestaltung bei den Wohnbauforschungstagen

Bei der Veranstaltung Freiraumgestaltung bei den Wohnbauforschungstagen am 30.3.11 (http://www.wohnbaufestwochen.at/) ist eine Diskussion über die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Freiraumplanung entbrannt. Ausgangspunkt waren drei Projekte, u.a. die Evaluierung des ersten offiziellen Nachbarschaftsgartens im Wiener Gemeindebau initiiert und betreut vom Verein Wirbel. Die Ergebnisse dieser internen Evaluierung unter externer Begleitung durch Julia Emprechtinger und mir seitens des Kompetenzzentrums für Soziale Arbeit am FH Campus Wien wurden von Susi Staller (Wirbel) vorgestellt. Neben der Wirkung auf die GärtnerInnen wurde die Akzeptanz in der Nachbarschaft und die Bedeutung der professionellen Begleitung des Projekts betrachtet. Diskussionspunkte gab es dazu v.a. um die Erkenntnis, dass Gemeinschaftsgärten keine „Harmonie“ zwischen unterschiedlichen BewohnerInnen-Gruppen bringt, sondern vielmehr sozialräumliche Prozesse thematisieren, die ohnenhin in der Nachbarschaft vorhanden sind. Abgrenzungen zwischen Gruppen wurden durch den Garten sichtbarer, dafür auch besser bearbeitbar. Diskutiert wurde auch darüber, ob die „Mischung“ der GärtnerInnen gesteuert werden soll und kann. Die Evaluierung empfiehlt einen sensiblen Umgang und darauf zu achten dass unterschiedliche Gruppen Zugang zum Garten haben (die Präsentationsfolien finden sich auf http://www.wohnbaufestwochen.at/ ).

Die beiden anderen Projekte „Drehbuch Freiraum“ von János Kárász und „Freiraumsanierung in Wiener Gemeindebauten“ von Karin Standler, erweiterten den Blick auf den Freiraum im sozialen Wohnbau. Beide Projekte haben konventionelle Bilder über die Nutzung von Höfen aufgebrochen und damit Potenziale aufgezeigt. Rund um diese Projekte entbrannte eine Auseinandersetzung über NutzerInnen- und bedürfnisorientierter Planung auf der einen Seite und professionelle Planung mit einem Blick auf das Gesamte und die Ästhetik auf der anderen Seite. Einzelne Stimmen (z.B. Jutta Kleedorfer) meinten, dass es weniger um ein „entweder – oder“ gehen kann, sondern eine Ergänzung und ein Zusammenspiel beider Zugänge.

In Folge würde sich auch eine Diskussion darüber entschärfen, welche Disziplin für die Planung wichtiger ist, und zugunsten einer interdisziplinären bzw. sogar transdisziplinären Zusammenarbeit auflösen (so wie das rund um die Sozialraumanalyse Meidlinger Hauptstraße sehr gut gelungen ist). Aber die Diskussion an diesem Abend hat gezeigt, dass diese interdisziplinäre Verständigung offensichtlich noch viel Zeit und Raum braucht.

Partizipation als Chance und Herausforderung

Ich hatte die Ehre einen Kommentar für die österreichische Monatszeitung in türkischer und deutscher Sprache „öneri“ (http://www.oneri.at/index.php). In meinem blog ist er nun ebenfalls nachzulesen:

„Demokratisierung“ ist seit kurzem wieder in aller Munde. Nicht nur in der arabischen Welt fordern Menschen, die Gesellschaft mitzugestalten. Auch in Wien ist im neuen rot-grünen Regierungsprogramm viel von Demokratie und Partizipation zu lesen. Aber warum spielt dieses Thema auch in Österreich ein Rolle, wo es doch ein funktionierendes demokratisches System gibt, wo freie Wahlen stattfinden, wo politische Repräsentanten unterschiedliche Meinungen vertreten, wo Themen öffentlich diskutiert werden und gesellschaftliche Interessen in Gesetzen geregelt werden? Tatsächlich wird auch in westlichen Demokratien von der Krise der Demokratie geredet. Die Ursachen für diese Krise dürften vielfältig sein. Die Verschiebung der Machtverhältnisse von der Politik zur Wirtschaft in einer neoliberalen Gesellschaft spielt dabei eine ebenso gewichtige Rolle, wie die Globalisierung der Wirtschaft und des Kapitals. Die Welt ist komplizierter geworden, die Demokratie hingegen sind historisch stark mit dem System der Nationalstaaten verknüpft. Demokratische Institutionen wie das Parlament, sowie die politischen Parteien scheinen in dieser Welt an Macht zu verlieren. Viele Menschen haben das Gefühl, dass sich „die Politik“ von den Menschen entfernt hat. „Das Gemeinsam“ bzw. „das Gemeinwohl“, das durch die Demokratie geschaffen werden soll, wird in unserer Konkurrenzgesellschaft überhaupt als anstrebenswertes Ziel in Frage gestellt.

Partizipation wird von manchen als ein möglicher Lösungsansatz in Zeiten der Krise der Demokratie gesehen. „Partizipation“ heißt dann, dass Menschen am Gemeinsamen, am Staat, an der Politik und an der Entwicklung der Gesellschaft aktiv beteiligt werden - dass Menschen artikulieren, was sie brauchen und wollen, dass deren Interessen einfließen in die repräsentative Demokratie. Wenn Menschen sich beteiligen, teilhaben, sich als Teil der Gesellschaft fühlen, dann stärkt das das Gemeinsame und die Demokratie – so die Hoffnung.

Naheliegend erscheint dabei, dass Menschen verstärkt in die Gestaltung des unmittelbaren Umfelds, des Stadtteils, der Kommunen verstärkt einbezogen werden – einerseits weil das Lokale überschaubarer ist, gestaltbar erscheint, andererseits, weil Menschen zusehends auch mehr einfordern, ihr unmittelbares Umfeld zu gestalten – Stuttgart 21 kann hier ebenso genannt werden, wie der Augarten in Wien, oder der Bau von Moscheen. Aber an dieser Stelle wird auch deutlich, dass nicht alle Probleme über die Beteiligung der BürgerInnen gelöst werden können. Die gewählten RepräsentantInnen müssen möglicherweise ihr Selbstverständnis verändern. Sie haben in partizipativ ausgerichteten Demokratien vielleicht nicht nur die Aufgabe, für die WählerInnen zu sprechen, sondern darauf zu achten, dass Menschenrechte und die Rechte von Minderheiten geachtet werden und einfließen können. Eine partizipativ ausgerichtete Demokratie ist somit konfliktreich – ein Zugang der Aushandlung auch entgegengesetzter Interessen. Der Ausbau partizipativer Elemente in unseren Demokratien wirft allerdings weitere schwierige Fragen auf: Welche Fragen sollen partizipativ behandelt werden? Wer soll letztendlich entscheiden und die Verantwortung tragen, welche Instrumente der partzipativen Demokratie (von Aushandlungsprozessen im Stadtteil, über kommunale partizipative Budgets bis zur Volksbefragung) sind für welche gesellschaftlichen Fragen (von der Gestaltung eines Parks, über die Stadtteilgestaltung und die Schule bis zur Verkehrsplanung) geeignet? Und sollen Menschen nur auf lokaler Ebene direkt partizipiert werden? Gibt es räumliche Grenzen? Sollen gesamtstädtische Themen auch partizpativ behandelt werden und wie? Und wie sollen die unterschiedlichsten Interessensgruppen, und v.a. auch die beteiligt werden, die sich schwerer tun, sich in den öffentlichen Diskurs einzubringen?

Partizipation, die Beteiligung von Menschen ermöglicht also, dass menschliche und Gemeinwohl-Interessen gestärkt werden – auch gegenüber einseitigen ökonomischen Interessen. Allerdings stellen sich viele Fragen, wie partizipative Demokratie organisiert werden kann. Fragen die geklärt werden müssen, wenn Partizipation wirksam sein soll.

Montag, 14. Februar 2011

Sozialraumanalyse Meidlinger Hauptstraße

Seit kurzem ist die Sozialraumanalyse zur Meidlinger Hauptstraße als Werkstattbericht Nr. 110 der MA 18 - Stadtentwicklung und Stadtplanung Wien erschienen. Die Sozialraumanalyse, die vom Landschaftsplanungsbüro tilia gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum für Soziale Arbeit des FH Campus Wien erstellt wurde, diente als eine Grundlage für den Wettbewerb zur Umgestaltung der Meidlinger Hauptstraße. Im Rahmen dieser Sozialraumanalyse wurde auch ein Leitfaden für Sozialraumanalysen "im Vorfeld von Planungsvorhaben in öffentlichen Räumen in Wien" erstellt, der das methodische Vorgehen beschreibt.

Für mich war dieses Projekt nicht nur überaus interessant, sondern auch die Zusammenarbeit v.a. zwischen Planung und Sozialer Arbeit/Sozialwissenschaft und speziell mit tilia, den KollegInnen der MA 18 und MA 19, sowie mit Hrn. Stöferle hat wunderbar funktioniert - danke!


siehe dazu auch http://m.wien.gv.at/stadtentwicklung/grundlagen/stadtforschung/stadtoekonomie/geschaeftsstrassenanalyse/index.html

Sonntag, 28. November 2010

„Gemeinwesenarbeit“ im Wiener rot-grünen Regierungsübereinkommen

Bekanntlich ist Papier geduldig. Aber was im Wiener rot-grünen Regierungsübereinkommen zu lesen ist, ist aus der Perspektive der Gemeinwesenarbeit doch sehr vielversprechend. Es finden sich nicht nur Begriffe wie „Sozialintegrative Stadtentwicklung & Gemeinwesenarbeit“ (Kapitel Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung), sondern stadtteilbezogene, gemeinwesenorientierte und partizipative Prozesse sollen explizit verstärkt werden. Kurz zusammengefasst: Die Arbeit der Gebietsbetreuung für Stadterneuerung soll programmatisch stärker als „sozialintegrative Stadtentwicklung“ ausgerichtet werden, aber weiterhin im Ressort für Wohnen verbleiben, die Lokale Agenda 21 „weiterentwickelt werden“ und die Gemeinwesenarbeit im Rahmen der Arbeit von wohnpartner im sozialen Wohnbau soll ausgebaut, aber auch im geförderten und privaten Wohnbereich entwickelt werden.

Hier einige Details dazu:

in der Präambel ist unter „…für demokratische Mitbestimmung und Beteiligung“ zu lesen:

„Die Möglichkeiten der partizipativen Demokratie werden weiterentwickelt und ausgebaut. So werden z.B. BürgerInnenversammlungen und Beteiligungsmodelle auf Bezirks- und Grätzelebene leichter initiierbar sein und gefördert, Volksbefragungen häufiger eingesetzt und auch in Bezirken oder Grätzeln möglich gemacht werden. Die Lokale Agenda 21 wird weiterentwickelt werden.“ (9)

Der Ausbau der partizipativen Demokratie wird u.a. im Kapitel „Demokratie und Kontrolle“ präzisiert: „Für die Weiterentwicklung der direkten und partizipativen Demokratie in Wien wird eine Enquete und in Fortsetzung ein regelmäßiger „Runder Tisch“ unter Einbeziehung zivilgesellschaftlicher AkteurInnen eingerichtet.“ (24)

Und weiter: „Es wird eine Koordinationsstelle für Teilhabe und BürgerInnenbeteiligung beim für diese Angelegenheiten zuständigen Stadtregierungsmitglied eingerichtet. Diese befasst sich aufbauend auf bestehenden Einrichtungen u.a. mit der Förderung von Beteiligungsmodellen für alle gesellschaftlichen Gruppen auf Bezirks- und Grätzelebene.“ (25)

Im Kapitel „Stadtentwicklung und Verkehr“ wird unter „Bürgerbeteiligung“ die Gebietsbetreuung genannt und eine Arbeitsgruppe angesprochen, die die Zukunft der LA 21 klären soll:
„Verschiedenste und sehr flexible Formen der Bürgerbeteiligung z.B. via Lokale Agenda 21 und Gebietsbetreuung sollen vor allem bei Grätzelprojekten in Bezirkskompetenz zum Einsatz kommen. Im Rahmen einer Arbeitsgruppe sollen die künftigen Entwicklungsmöglichkeiten der Lokalen Agenda 21 erörtert werden.“ (59)

Die Gebietsbetreuung für Stadterneuerung wird im Kapitel noch einmal erwähnt, nämlich in Bezug auf eine programmatischen Ausrichtung als Strategie zur Bekämpfung von Armut und soziale Ausgrenzung und auf Daten, die für stadtteilbezogene Maßnahmen erarbeitet werden sollen:

„Sozial-Integrative Stadtentwicklung:
Zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung soll verstärkt der Fokus auf eine sozial-integrative Stadtentwicklung gelegt werden. Dazu wird eine entsprechende Datenstruktur erarbeitet bzw. bereitgestellt, um eine Grundlage für konkrete stadtteilbezogene, sozialintegrative Maßnahmen zu schaffen.“ (59)

Die Gebietsbetreuung für Stadterneuerung bleibt aber dem Wohnbereich zugeordnet und soll als „sozialintegrative Stadtentwicklung auf kleinteiliger, sozialräumlicher Ebene“ (76) programmatisch ausgerichtet werden. Dabei soll die lokale Ökonomie weiterhin verstärkt Beachtung finden: „Im Zuge von Blocksanierungen soll verstärktes Augenmerk auf die Entwicklung der Erdgeschoßzonen und Nahversorgung gelegt werden. Weiters werden die bereits jetzt in den Bezirken verankerten und gut angenommen Gebietsbetreuungen STERN als neutrale, intermediäre Träger von stadtteilbezogenen Entwicklungsprozessen in den Bezirken im Rahmen einer gesamtstädtischen Strategie zur Entwicklung von Stadtteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf aufgewertet.“ (76)

Und: „Die wichtige Arbeit der GB STERN MOBIL soll erhalten bleiben.“(76)

Im Kapitel „Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung“ unter „Sozialintegrative Stadtentwicklung & Gemeinwesenarbeit“ wird der Ausbau der Gemeinwesenarbeit im Rahmen der Arbeit der wohnpartner im sozialen Wohnbau, aber auch im geförderten und privaten Wohnbereich angekündigt:

„6. Sozialintegrative Stadtentwicklung & Gemeinwesenarbeit
6.1. Entwicklung eines Programms für sozialintegrative Stadtentwicklung auf kleinteiliger, sozialräumlicher Ebene.
6.2. Die Gemeinwesenarbeit in großen Wohnhausanlagen soll ausgebaut werden, wobei auf Mehrsprachigkeit und Interkulturalität besonderes Augenmerk zu legen ist.
6.3. Gemeinschaftsfördernde Maßnahmen im Neubau und Sanierung helfen die Sicherheit, die Wohnzufriedenheit und – qualität zu heben. Stärkung der Gemeinschaft im Neubau und auch bei großen Sanierungen, wo es keine angestammte Wohngemeinschaft mehr gibt.
6.4. Die MieterInnenmitbestimmungsrechte sind im Gemeindebau weiter entwickelt als in anderen Wohnbereichen. Wir treten für eine Förderung der MieterInnenmitbestimmung im privaten und geförderten Wohnbau ein.
6.5. Unterstützung der präventiven Betreuungsangebote hinsichtlich möglicher Konfliktsituationen und Nachbarschaftsprobleme im geförderten und privaten Wohnbereich analog der Wohnpartner.“ (76)


„Stadtteilprojekte“ werden aber auch unter „SeniorInnen“ im Kapitel „Gesundheit und Soziales“ genannt: „Auch Stadtteilprojekte, die systematisch Verbesserungen für ältere Menschen für ganze Wohngegenden entwickeln und ein selbstbestimmtes Wohnen auch im Alter ermöglichen, werden wichtiger“ (37)


Weitere partizipative bzw. gemeinwesenorientierte Ansätze sind in mehreren Bereichen geplant wie im Ressort „Integration, Frauenfragen, KonsumentInnenschutz, Personal“, wobei an bestehenden Ansätzen wie „Sei abei“, „aufsuchende Dialog über die Bassenagespräche“ (39-40) angeknüpft wird,
sowie im „Ressort Kultur und Wissenschaft“ (z.B. „Cash for Culture“, 49, aber auch „Agentur für Zwischennutzung“ , 52),
oder „Selbsterntebeete und Gemeinschaftgärten“ (59) im Ressort „Stadtentwicklung und Verkehr“.

Im Ressort „Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung“ sind außerdem die Neustrukturierung von Wiener Wohnen, die Überarbeitung des Mietermitbestimmungsstatuts, der Ausbau der Delogierungsprävention, Verstärkung der „sozialen Durchmischung“, innovative Wohnformen, „Baugruppen“ und die „Abstimmung einzelner Baulose“bei Bauträgerwettbewerben, sowie Grünraumplanung bei Bauprojekten erwähnt. (73-75).

Im Kapitel „Kinder und Jugend“ wird u.a. vom Ausbau der aufsuchenden Kinder-und Jugendarbeit entsprechend den „veränderten Lebenswelten“ und der Bedeutung der Kinder- und Jugendparlamente gesprochen (20).


Auch im Forschungsschwerpunkt „Geistes-, Sozial und Kulturwissenschaften" sollen u.a. Fragen der Demokratie, Migration, aber auch Sozialwirtschaft und Gemeinwohlökonomie betrachtet werden (54)


Das Programm bietet also viele Anknüpfungspunkte und Argumentationsgrundlagen für eine Weiterentwicklung der partizipatorischen Gemeinwesenarbeit in Wien.

Donnerstag, 25. November 2010

4. Ausgabe von www.sozialraum.de

Seit einiger Zeit ist die 4. Ausgabe des Online-Journal
www.sozialraum.de
online.
aus dem Bewerbungstext:

In der Ausgabe 2/2010 werden mit internationalen Perspektiven zur Sozialraumdebatte und Analysen zur Bedeutung virtueller Räume im sozialräumlichen Kontext zwei Themenschwerpunkte verfolgt.
Ergänzt werden die Schwerpunktthemen durch Grundlagentexte von Lothar Böhnisch und Richard Krisch zum Thema „Raum und politische Bildung“, die Darstellung der Methode „Netzkarten“, einer Sozialraumanalyse aus dem Wiener Projekt „Jugendzone Ottakring“ sowie den partizipationsorientierten Praxisbeispielen „Hoch vom Sofa“ und „Hofpalaver“.
sozialraum.de erscheint halbjährlich als offen zugängiges Online-Journal zur Sozialraumdebatte in der Sozialen Arbeit und den Sozialwissenschaften. Mit der Ausgabe 2/2010 ist die bislang vierte Edition erschienen. Die Zeitschrift wird von Ulrich Deinet, Christian Spatscheck, Richard Krisch und Christian Reutlinger herausgegeben. Die Beiträge aus früheren Ausgaben sind über ein Archiv weiterhin zugängig.

Sonntag, 24. Oktober 2010

GWA als eine Antwort auf Rechtspopulismus

Das Wiener Wahlergebnis kann aus gemeinwesenorientierter Sicht so gedeutet werden: In „unsicheren“ Zeiten (digitale globale Marktwirtschaft), in denen sich die Anforderungen an Staat, Demokratie und die einzelnen Menschen stark verändern, müssen Formen gefunden werden, in denen Menschen ihre Verunsicherungen formulieren können. Während der Rechtspopulismus ein Interesse daran hat, dass Menschen sich unsicher fühlen, damit einfache Lösungen versprochen werden können, stellen sich die Bedürfnisse der Menschen immer differenzierter dar. Folgedessen besteht die Notwendigkeit, spezifische Arrangements zu schaffen, in denen die Menschen unterschiedlicher Milieus gezielt angesprochen werden können. Die Involvierung und Teilhabe von Menschen könnte somit ein längerfristiges Gegenprogramm zum Rechtspopulismus darstellen. Gemeinwesenorientierte Kommunikations-, Beteiligungs- und Aushandlungsprozesse stellen dabei niederschwellige Bildungsprozesse dar. Diese Prozesse müssten sich sozialräumlich und milieuspezifisch sehr unterschiedlich darstellen (es macht z.B. einen Unterschied, alteingesessene Gemeindebau-BewohnerInnen in einer Stadtrandsiedlung zu involvieren, oder „die Mittelschicht“ einer Genossenschaftsanlage im innerstädtischen Bereich ... - siehe dazu auch den Beitrag von Joseph Gepp im Falter 42/10).
Betont werden muss an dieser Stelle, dass GWA (oder sozialräumlich-milieuspezifische Kommunikationsangebote) sicher nicht alle Probleme in einer sich wandelnden Stadt lösen, sondern nur einen Beitrag leisten kann. Die milieuspezifische Intensivierung von Bildungsangeboten wird es genauso brauchen, wie die Sicherung der sozialen Sicherungssysteme.

Kamingespräch: Umbau der Wiener Drogenarbeit

Beim Kamingespräch am 13.10.2010 mit Michael Dressel, Drogenkoordinator von Wien, am FH Campus Wien wurde sehr kontrovers diskutiert. Insbesondere die Bedeutung des öffentlichen Raums für Menschen mit Dorgenerkrankungen war umstritten. Einerseits wurde argumentiert, dass es Ziel einer Drogenarbeit sein muss, die Süchtigen von der Straße in die Einrichtungen zu bekommen. Entgegengesetzt wurde, dass der öffentliche Raum eine wichtige Rolle dabei spielt, Kontakt mit Süchtigen herzustellen, die sonst in den privaten Raum „verschwinden“. Auch über die Rolle der Sozialen Arbeit bestand Uneinigkeit: Während einerseits vertreten wurde, dass die Soziale Arbeit auch die Interessen von AnrainerInnen und anderen AkteurInnen im öffentlichen Raum vertreten sollten, meinten andere, dass die Soziale Arbeit in der Drogenarbeit die Aufgabe hat, die Interessen der Suchterkrankten zu vertreten.
Michael Dressel konnte bei dieser Veranstaltung außerdem veranschaulichen, dass das Angebot für Drogensüchtige in Wien in den letzten Jahren stark ausgebaut wurde und klärte über die Veränderungen des Angebots auf.

GWA-Tagung, 4.-6-10.10, Strobl

Die GWA-Tagung „Soziale Arbeit und Erwachsenenbildung im Dialog“ im Bundesinstitut für Erwachsenenbildung in Strobl am 4.-6.10.2010 ist und wird auf www.gemeinwesenarbeit.at dokumentiert. Mein ganz persönliches Fazit nach der Tagung ist hier zu lesen:

Aus meiner Sicht sind zwei Ansprüche der Tagung sehr gut gelungen:

1. Die langjährige Tradition der ländlichen GWA – eng verbunden mit der Erwachsenenbildung und ausgedrückt in den GWA-Werkstätten in BIFEB in Strobl – konnten mit der kürzeren Tradition der GWA – eher verknüpft mit der Sozialen Arbeit im städtischen Raum und den Vernetzungsstrukturen der GWA in Wien und Linz – in dieser Tagung verbunden werden. Das Vorbereitungsteam war besetzt aus beiden Traditionen, das Programm wurde gemeinsam entwickelt, die TeilnehmerInnen kamen aus beiden Bereichen und die Begegnung von Erwachsenenbildung und Sozialer Arbeit, Stadt und Land hab ich als äußerst belebend und produktiv erlebt.

2. Die Auseinandersetzung zu Sozialen Raum und welche Konsequenzen für die GWA sich daraus ableiten ist insgesamt sehr gelungen – auch wenn diese Auseinandersetzung doch sehr anspruchsvoll ist. Dank Christian Reutlinger kann das Wechselverhältnis zwischen „Sozialraumarbeit“ und GWA neu diskutiert werden. Aber auch die Workshops zeigten, dass unterschiedliche räumliche Dimensionen Berücksichtigung finden (können). Am Beispiel des WS zu „Guerilla Garden“ will ich das kurz benennen: ausgehend von einem sehr „territorialen Stück Erde“, werden gesellschaftliche Fragestellungen der Armut (z.B. Subsistenzwirtschaft in New York), der Integration (Kommunikation und Aushandlung zwischen Milieus), der Aneignung von Raum (selbstverwaltete Formen der Bepflanzung) und globaler Wirtschaftsprozesse (Patentierung von Saatgut durch internationale Konzerne) diskutierbar.


Entwicklungsfähigkeit besteht darin, die Tagung bzw. www.gemeinwesenarbeit.at als Plattform zu etablieren, über die PraktikerInnen der GWA unabhängig ihrer Trägerorganisationen über ihre Probleme in der Praxis austauschen und reflektieren können. So konnte ich zwar einen Raum des Austauschs zwischen Praxis und Wissenschaft beobachten, aber v.a. KollegInnen aus dem Osten, insbesondere aus Wien waren nur sehr wenige vertreten (was wahrscheinlich auch mit geographischen und terminlichen Problemen zu tun hatte). Ich versteh das aber eher als Herausforderung für die nächste GWA-Tagung in Strobl, ich freu mich jetzt schon darauf. Die website www.gemeinwesenarbeit.at bleibt der community als Plattform jedenfalls erhalten und hat das Potenzial für weiterführenden Austausch, auch in den Zeiträumen zwischen den Tagungen – dem BIFEB, Christian Kloyber und David Röthler will ich dafür ausdrücklich danken!

Freitag, 8. Oktober 2010

Umbau der Wiener Drogenarbeit?

Reminder: Kamingespräche
Zum Thema: Umbau der Wiener Drogenarbeit?

Mit: Michael Dressel, MA (Wiener Drogenkoordinator, SD Wien)
Moderation: Christoph Stoik

Mittwoch, 13.10.2010, 16:00-18:00, FH Campus Wien, B.E.01

Donnerstag, 22. Juli 2010

GWA Tagung in Strobl

Am Mo, 4.- Mi, 6. Oktober 2010 findet am Bundesinstitut für Erwachsenenbildung in Strobl wieder eine Tagung zu Gemeinwesenarbeit statt.

http://www.gemeinwesenarbeit.at

Mit dieser Tagung werden unterschiedliche Traditionen des Diskurses rund um Gemeinwesenarbeit verknüpft. Das Netzwerk Gemeinwesenarbeit, getragen v.a. von Lehrenden der Fachhochschulen zu Sozialer Arbeit trifft auf das Netzwerk der Erwachsenenbildung, das sich seit 1979 am BIFEB in Strobl mit GWA auseinandersetzt. AkteurInnen der Gemeinwesenarbeit aus unterschiedlichen Professionen - sowohl aus dem ländlichen als auch aus dem städtischen Räumen - werden dabei angesprochen, in Auseinandersetzung und Austausch zu treten.

Mich freut dabei, dass es wieder einen Raum zur Reflexion für GemeinwesenarbeiterInnen gibt.

Unter dem Titel „Soziale Arbeit und Erwachsenenbildung im Dialog“ wird u.a. eine Bestandsaufnahme zur GWA in Österreich vorgenommen (Eva Sing).
Außerdem wird reflektiert, welche Antworten Gemeinwesenarbeit in Zeiten großer gesellschaftlicher Herausforderungen geben kann. Kritisch wird dabei das Raumverständnis in der GWA und in der Erwachsenenbildung hinterfragt, angeregt durch ein Referat von Christian Reutlinger.

Anemeldung und Zimmerreservierung: http://www.bifeb.at/
kein Tagungsbeitrag

Tagung am FH Campus Wien

Auf der Tagung "Lust am Konkreten! Ansprüche und Widersprüche Sozialer Arbeit", organisiert von Verein kriSo – Kritische Soziale Arbeit und der Studiengang Soziale Arbeit an der FH Campus Wien, besteht die Möglichkeit in fachlichen, kritischen Diskurs zu treten.

Damit kann der FH Campus Wien einen Diskurs- und Reflexionsort auch für die GWA (insbesondere in Wien) anbieten. In einem Workshop wird zu „Gemeinwesenarbeit konkret: Bildungsarbeit im Gemeindebau?“ diskutiert werden.

Zeit: Do, 4.11., 13:30 Uhr - Fr, 5.11., 17:00 Uhr
Ort: FH Campus Wien, Favoritenstraße 226, 1100 Wien

Anmeldungen und weitere Infos ab August unter http://www.kriso.at.
Tagungsbeitrag: VollzahlerInnen: € 120,– / Studierende: € 40,–

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