Sonntag, 5. April 2009

Werbung für Videoüberwachung

Auf der website der Stadt Wien wird für die Videoüberwachung im Gemeindebau geworben:

http://www.magwien.gv.at/nachrichten/gemeindebau.html

Angeblich gibt es Einsparungen durch die Überwachung.

Folgende Fragen ergeben sich daraus:

Sind auch die umliegenden nicht überwachten Räume in die Evaluierung einbezogen worden, wohin es ja auch Verdrängungseffekte geben könnte?

Rechtfertigt eine zwischenzeitliche Reduktion der Kosten den Ausbau der Überwachung (Gewöhnungseffekt)?

Wie stellen sich die Daten der Evaluierung genau dar (Vergleichszeitraum vor der Überwachung, wie wurde genau gemessen, etc.)?

Wurden darüber hinaus auch andere Wirkungen der Überwachungen gemessen (Verdrängungmechanismen, Ausgrenzungs- und Stigmatisierungstendenzen, ...)?

Handbuchpräsentation PARK(T)RAUM

Am 23.3.09 wurde das Handbuch zum Modellprojekt PARK(T)RAUM für generationenübergreifende Zusammenarbeit in öffentlichen Räumen in der Gebietsbetreuung Stadterneuerung im 14. und 15. Bezirk vorgestellt. Bemerkenswert ist, die ressort- und trägerübergreifende Zusammenarbeit, der generationsübergreifend Ansatz, die Beteiligung der Kinder, Jugendliche und engagierter älterer Menschen, sowie die NutzerInnen-spezifische Betrachtung des Parks, sowohl in Bezug auf das Kommunikationsprojekt als auch in Bezug auf die Gestaltung des Parks.
Weitere Überlegungen zum Projekt aus GWA und Sozialraum-Perspektive als Vortrag von mir:
http://stoik.twoday.net/stories/5627317/

Das Handbuch ist als Werkstattbericht der Stadtentwicklung zu beziehen, die Autorinnen:
Maria Köck, Karin Kienzl-Plochberger und Margit Wolf.

Montag, 16. März 2009

Ö1-Radiokolleg „Partizipation“

„Vom 16. bis zum 19. März 2009 wird im Radiokolleg auf Radio Österreich 1 eine Serie zum Thema "Partizipation. Die Mobilisierung der Mitmachgesellschaft" gesendet, Sendezeit 9:05 bis 9:30 (bzw. 22:15 bis 22:40).“
Quelle: http://www.partizipation.at/

Auf dieser website sind übrigens aktuelle Literaturhinweise, Begriffsklärungen, aktuelle Diskurse, Methoden u.a. vieles mehr zu finden.

nähere Infos und aktuelle Literatur auch auf:
http://oe1.orf.at/programm/200903161101.html

Montag, 2. März 2009

Zuwendung zum Gemeindebau

Bei der kürzlich abgeschlossenen Klubklausur der SPÖ Wien wurde eine Vielzahl von Maßnahmen zum Gemeindebau beschlossen. Erfreulich ist, dass sich die offizielle Stadtpolitik damit einem Raum zuwendet, in dem sich Benachteiligung in letzter Zeit vermehrt verdichtet hat. Laut Tageszeitungen (u.a. Kurier, der Standard, Presse und Wiener Zeitung u.a. am 27.2.09) wird es zu einem Mix an Maßnahmen kommen: Es soll sowohl die baulichen Sanierungen intensiviert werden, die Besiedelungspolitik akzentuiert, die Wiedereinführung von HausbesorgerInnen betrieben werden und die Gebietsbetreuungen ausgebaut werden, was äußerst vielversprechend klingt. Wie diese Maßnahmen aufeinander abgestimmt werden, ist in den Zeitungen naturgemäß noch nicht nachzulesen. Folgendes erscheint wichtig zu sein:

1.dass die Aufgaben der Vor-Ort AnsprechpartnerInnen von Wiener Wohnen, den HausbesorgerInnen und der Gebietsbetreuungen gut abgegrenzt und aufeinander abgestimmt werden.

2.dass Gebietsbetreungsarbeit weniger darauf ausgerichtet sein kann, einseitig das Zusammenleben zu kontrollieren, sondern, dass es vielmehr darum gehen wird, Zusammenhänge und Aushandlungsräume zu schaffen, wo gegenseitige Verständigung, sowie gemeinsame Regeln des Zusammenlebens entwickelt werden können.
Damit könnten den Gebietsbetreuungen einen entscheidendere Rolle der „Integrationsarbeit“ im Gemeindebau zukommen.

3.Wenn es um die Verbesserung der Lebenssituation der GemeindebaubewohnerInnen gehen soll, wird nicht nur die horizontale Verständigung relevant sein, sondern auch, dass BewohnerInnen-Interessen im politischen Aushandlungsprozess wieder vermehrt zum Tragen kommen – also die Integration in gesellschaftliche Teilsysteme. Gebietsbetreuungsarbeit könnte dabei einen Beitrag leisten, in dem den BewohnerInnen Wissenszugänge vermittelt, sie bei der Organisation ihrer Interessen unterstützt, sowie die vertikalen Aushandlungsprozesse gestaltet und moderiert werden.

4.Das alles hätte natürlich Konsequenzen für die Strukturen der GBs.

Von der Umsetzung dieser vielversprechenden Ansätze kann einiges erwartet werden!

Samstag, 21. Februar 2009

GWA in Masterstudiengängen des FH Campus Wien

Der FH Campus Wien bietet derzeit zwei Masterstudiengänge an, die aus der Perspektive der Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit interessant sind. Andererseits unterscheiden sich die beiden Studiengänge voneinander – hier ein kurzer Vergleich:

Masterstudiengang Sozialraumorientierte und klinische Soziale Arbeit

Im Herbst 09 startet der dritte Durchgang des berufsbegleitenden Master-Studiums "Sozialraumorientierte Soziale Arbeit" bzw. "Klinische Soziale Arbeit". Für Personen, die sich im Bereich der Gemeinwesenarbeit und Stadtteilarbeit weiterentwickeln wollen, ist die Vertiefungsrichtung "Sozialraumorientierte Soziale Arbeit" interessant, wobei das Studium weit über die GWA hinausgeht. Behandelt wird u.a. das Raumverständnis im Rahmen der Sozialen Arbeit, die Wirkung der räumlichen Verortung der sozialen Arbeit, der Wechselbezug zwischen professionellen Handeln und sozialen Verhältnissen und das Verhältnis zwischen Sozialpolitik und Sozialer Arbeit. Ein wesentlicher Schwerpunkt ist der Bereich "Forschung und Entwicklung". Die Vertiefungsrichtung „Sozialraumorientierte Soziale Arbeit“ qualifiziert daher breit für die Soziale Arbeit.

Dieser Masterstudiengang ist ein öffentlich finanzierter Studiengang – es fallen daher nur die einfachen Studiengebühren an. Der Studiengang wird derzeit berufsbegleitend geführt. Die Lehrveranstaltungen finden hauptsächlich abends unter der Woche statt. Die Studiendauer beträgt 4 Semester.

Weitere Infos sind auf der website zu finden:
http://www.fh-campuswien.ac.at/studium/soziales/master/sozialraumorientierte_und_klinische_soziale_arbeit/


Masterstudiengang „Gemeinwesenentwicklung, Quartiersmanagement und lokale Ökonomie“

Dieser Studiengang ist spezialisiert für die Gemeinwesenarbeit und die Entwicklung der lokalen Ökonomie. Dabei wird u.a. das Verhältnis der Sozialen Arbeit zur Ökonomie, aber auch zur Zivilgesellschaft und zum Staat behandelt. Auch dieser Studiengang verfügt über einen Forschungsschwerpunkt.

Der Studiengang wird unter der Federführung der Hochschule München geleitet – die meisten Lehrveranstaltungen finden in München statt. Der Masterstudiengang wird in Kooperation von fünf (Fach-)Hochschulen aus Deutschland und der Schweiz, abgewickelt. Kooperationspartner sind Hochschule München (federführend), Hochschule Kempten, Evang. Fachhochschule Freiburg, Fachhochschule für Sozialarbeit Campus Wien, Fachhochschule Nordwestschweiz, FHS St.Gallen - Fachhochschule für Angewandte Wissenschaften, Berner Fachhochschule, Departement Soziale Arbeit.

Da der Studiengang berufsbegleitend durchgeführt wird, finden die Lehrveranstaltungen geblockt statt (ca. 3 Wochen je Semester). Die Studiendauer beträgt 5 Wochen.
Der Masterstudiengang ist frei finanziert, die Studiengebühren betragen daher 6000,- Euro.

Der dritte Jahrgang wird im Wintersemester 2009/2010 starten.

weitere Informationen:
www.fh-campuswien.ac.at/studium/soziales/master_lehrgaenge_zur_weiterbildung/gemeinwesenentwicklung__quartiermanagement_und_lokale__konomie/

und

www.macd.hm.edu/


Bei beiden Studiengänge nehmen für den Studienbeginn Herbst 09 noch Anmeldungen entgegen.

Samstag, 7. Februar 2009

Gemeindebau-Mediator als neueR HausbesorgerIn?

Die Wochenendausgabe der PRESSE widmet sich wiedermal dem Wiener Gemeindebau. Interessant: lt. Presse wird seitens des SR Michael Ludwig an einem neuen Hausbesorgermodell gearbeitet, u.a. auch bestärkt durch die Forderung von der MieterInnen bei der jüngst durchgeführten MieterInnen-Befragung: Drei Viertel der MieterInnen forderten die Wiedereinsetzung von HausbesorgerInnen. Gearbeitet wird lt. Pressen an einem „Gemeindebau-Mediator“. Dabei stellt sich die Frage, wie dieses Modell sich zum Modell der Gebietsbetreuungen in den Gemeindebauten verhalten wird.

Mittwoch, 4. Februar 2009

Sicherheit und Gentrification in Wien

Ein paar interessante Links zum Thema:

http://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/ma18/pdf/newsletter-08-11.pdf

http://josephgepp.twoday.net/stories/5267711/

http://gentrificationblog.wordpress.com/2008/08/15/wien-soziale-wohnungspolitik-verhindert-verdrangung/

Die Links zeigen, dass die Sicherheit in Wien vergleichsweise sehr hoch ist - eine Argumentation, die unterwandert wird durch die Videoüberwachungs-Diskussion.

Sonntag, 1. Februar 2009

Stadt Wien setzt weiterhin auf die Videoüberwachung

Laut Rathauskorrespondenz vom 28.1.09,
http://www.magwien.gv.at/vtx/vtx-rk-xlink?SEITE=020090128009
setzt die Stadt Wien weiterhin auf die Videoüberwachung im Gemeindebau. Somit haben sich die Kräfte dagegen offensichtlich nicht durchsetzen können.

Problematisch ist dabei zumindest dreierlei:

1.Stigmatisierung „unsicherer“ Orte:
Die Probleme werden nicht gelöst, sondern nur von einem Ort auf einen anderen verschoben. In der Folge, entsteht der Druck, die Videoüberwachung immer weiter auf möglichst alle Orte auszudehnen. Das kostet nicht nur viel, sondern schafft vermeintlich sicherer Räume, denen sehr „unsichere Räume“ gegenüberstehen. An den Orten, an denen keine Videoüberwachung mehr finanziert wird, kann die subjektive und objektive Unsicherheit massiv zunehmen – die Stadt wird quasi separiert in sichere und unsichere Orte. Eine zunehmende Stigmatisierung einzelner Orte ist die Folge.

2.Stigmatisierung von „Symptomträger“:
Es wird der Eindruck erweckt, dass soziale Probleme durch Kontrolle und Überwachung gelöst werden können. Auch da ist zu befürchten (und empirisch nachweisbar), dass sich Probleme nur verschieben. Die Überwachungsindustrie profitiert daher noch am ehesten.
Allerdings wird durch zunehmende Überwachung soziales Verhalten auch als Ausdruck sozialer Ungleichheit und Konflikt, kriminalisiert. „Symptomträger“ gesellschaftlicher Verhältnisse und Entwicklungen werden stigmatisiert und noch mehr an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Dabei könnte schnell jedeR von uns betroffen sein, wenn gesellschaftliche Normen enger definiert werden, wenn das eigene Kind eine Jugendsünde begeht, etc.

3.Prinzip „Misstrauen“
Problematisch ist außerdem, dass in einem „Überwachungsstaat“ ein Klima des Misstrauens, der gegenseitigen Beobachtung und der zentralen Beobachtung durch staatliche Instanzen befördert wird. Dabei werden Verhaltensregeln unterstützt, die nicht die gegenseitige Verständigung, das miteinander Reden, sondern gegenseitiges Misstrauen bestärken.

Aus diesen Überlegungen heraus macht es Sinn zu überlegen, wie diesen Entwicklungen entgegengewirkt werden kann – dazu ein paar erste Ideen:

1.Entwicklung von alternativen Handlungskonzepten:
Die Gemeinwesenarbeit, bzw. Konfliktarbeit, wie sie beispielsweise von den Gebietsbetreuungen „Wohn“ umgesetzt wird, erscheint mir durchaus eine schon bestehende Handlungsalternative darzustellen. Investiert wird weniger in die Überwachung, sondern vielmehr in die Kommunikation, in die Bildung von Netzwerken, in die Bildung von Vertrauensbasis und in die Konfliktbearbeitung. Meiner Meinung nach, würde es Sinn machen, diese alternativen Handlungskonzepte und deren Wirkung öffentlich mehr sichtbar zu machen – das Wiener Vernetzungsfrühstück könnte dabei einen Beitrag leisten.

2.Aufklärung betroffener BewohnerInnen:
Professionelle Gemeinwesen- und StadtteilarbeiterInnen könnten vielleicht auch gemeinsam mit interessierten PolitikerInnen und BewohnerInnen drüber nachdenken, wie mit den BewohnerInnen gezielter in Kontakt getreten werden kann, die die Videoüberwachung fordern. Wie können sie informiert und aufgeklärt werden? Wie kann argumentiert werden?
Auch darüber könnte u.a. im Vernetzungsfrühstück diskutiert werden.

3.Entwicklung von Strategien gegen die Videoüberwachung:
Darüberhinaus könnten Strategien entwickelt werden, bei der die Videoüberwachung an Attraktivität verlieren könnte. Eine Möglichkeit dabei wäre es, die Kosten auf die BefürworterInnen so abzuwälzen, dass diese mehr sichtbar wird.
Interessant dabei wird übrigens auch, wie die Evaluierung über die Überwachung in 8 Wohnhausanlagen, die im Herbst vorliegen soll, ausgehen wird: Stehen die Kosten der Videoüberwachung, die von der Allgemeinheit bezahlt werden muss, in einem Verhältnis zu den Devastierungsschäden? Wie werden die Kosten der Videoüberwachung überhaupt berechnet? Werden die Personalkosten (Betreiben der Analgen, Videobänder sichten, Bearbeitung von Telefonaten aufgrund von Schadensmeldungen, etc.) mitberechnet? Ist es zumutbar, dass die Allgemeinheit teure Videoüberwachung finanziert, dafür dass ein paar Reparaturkosten eingespart werden können? Und wer muss eigentliche zahlen, die MiterInnen, die SteuerzahlerInnen?


Kurz: ich würde anregen, das Thema breiter und öffentlich zu diskutieren, auch, aber nicht nur im Rahmen des Vernetzungsfrühstücks für GWA.

Montag, 26. Januar 2009

aktuelle Veranstaltungen

Gleich drei Veranstaltungen mit GWA-Bezug sind (bzw. waren) in dieser Woche geplant (eine davon wird aufgrund von Krankheitsfällen verschoben).

Di, 27.1.09, 9.30-13.30
Lokale Ökonomie in Wien. Chancen und Perspektiven für eine nachhaltige Stadtentwicklung.
u.a. mit Studienpräsentation des ÖIR


Do, 29.1.09, 15.00-20.00
33. Wohnsymposium: Wie neue Stadtteile entstehen: Durchgeplant oder gewachsen. Masterpläne, Wohnmodelle und Bewohnerwünsche als Motoren der Entwicklung

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Der Workshop „Im Gemeindebau“ im Rahmen der Wiener Wohnbaufestwochen 2008/09 veranstaltet durch die Geschäftsgruppe Wohnen, MA 50 – Wohnbauforschung, koordiniert durch SRZ Stadt- und Regionalwissenschaftliches Zentrum (übrigens mit website mit interessanten Informationen: http://www.srz-gmbh.com/) wird verschoben.

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